Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Mai 2024
Sag zum Abschied leise ➔
Wenn sich eine Tür öffnet, dann schließt sich eine andere. Ähm, nein falsch! Wenn sich eine Türe schließt, dann öffnet sich bestimmt ein anderes Fenster. Auf jeden Fall geht irgendwas zu und was anderes auf. Für mich geht nun das Kurierkolumnen-Fenster zu, ich bedanke mich für Ihre werte Aufmerksamkeit! Es war mir eine große Freude, Sie die letzten 5 Jahre einmal im Monat an meinem Innenleben teilhaben zu lassen! In dieser Zeit ist viel passiert, viele Türen hat der Wind of Change zugeknallt, einige Fenster hat er ausgehängt. Aufgegangen sind bei mir persönliche einige Knöpfe.
Wenn ich 10 Punkte aufzählen müsste, was ich in den letzten 5 Jahren kapiert habe, dann wäre das:
1) Schreiben macht glücklich.
2) Nutella auch.
3) Man kann Menschen nur da abholen, wo sie sind.
4) Im Song „who let the dogs out“ von Baha Men geht es nicht um freiheitsliebende Hunderl, sondern um Männer, die Frauen blöd anmachen.
5) Man kann tatsächlich auf den großen Zehen einen Sonnenbrand kriegen.
6) Ewige Wahrheit: „Rassismus ist die ausgeprägteste Form von Farbenblindheit“ (von Oliver Mally, dessen Nachname so ähnlich klingt wie meiner, wenn man ihn in beschwipstem Zustand lallt 🙂
7) Transformation bedeutet Systemmusterwechsel. Konstruktive Nutzung von Möglichkeiten, Umwandlung von Schmerzen in Wachstum und Entwicklung. Das kann ganz schön beängstigend und verwirrend sein, fragen Sie mal eine Raupe!
8) Achtsamkeit und Kultur sind zwei Kamele, die mich durch jede persönliche Wüste tragen.
9) overthinking is underfeeling.
10) Gott gab uns einen freien Willen … den manche Menschen missbrauchen, um Glitzerleggings oder hochgestellte Poloshirt-Kragen zu tragen.
Bonus:
11) Sie waren tolle Leser:innen, ich werde Sie weiterempfehlen! Wir sehen und hören und lesen uns!
➔ Servus!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2024
Ameisen und wir
War ja gerade Weltfrauentag (oder einfach nur „Freitag“, wie manche Männer sagen). „Nein zu Gewalt an Frauen“ – 365 Tage im Jahr und nicht nur am 8. März. Aber alter Schwede, was da … War ja gerade Weltfrauentag (oder einfach nur „Freitag“, wie manche Männer sagen). „Nein zu Gewalt an Frauen“ – 365 Tage im Jahr und nicht nur am 8. März. Aber alter Schwede, was da draußen herumkreucht und fleucht. Manche Gewalt an Frauen ist nicht so offensichtlich, weil psychisch: Stichwort „Narzissten“: ausgefuchste Blender, geschickte Lügenbarone, Meister der Illusionen. Verkleidet als Charmebolzen mit voller Hose, als Prinzen mit Traumschloss, als Chippendales mit Matura. Leider häufig mit Macht, die sie missbrauchen. Jedoch nur, bis man sie als impotent enttarnt, bis man sie entzaubert und eine Allergie auf den Feen-Staub entwickelt, der in Wahrheit giftiger Fein-Staub ist. (Erstaunlich, was für einen Unterschied ein Buchstabe machen kann!) „Manchmal muss man Dinge einstecken, für die man keine Taschen hat.“ Gut, jetzt hat jede Frau Trillionen Handaschen, aber für destruktives Verhalten sollte darin niemals Platz sein! Wie löst man sich nun aus diesen toxischen Situationen. Um aus dem Alptraum aufzuwachen muss man die Augen weit öffnen, Warnsignale ernstnehmen statt schönreden und sich mit Verbündeten zusammentun, Unterstützung von außen suchen, die Pumps ausziehen, die Beine in die Hand nehmen und rennen. Ins eigene schöne Leben. Ökonomische Unabhängigkeit ist hierfür wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen! (Wäre Finanzbildung an Schulen nicht ein sinnvoller Ansatz? #feministischefinanzpolitik) Und wenn man mutig durch das dunkle Tal der Tränen gewatet ist, dann wartet da auf der anderen Seite die Freiheit. Und vielleicht sogar ein echter Prinz, der sauber tickt. Deren gibt es viele! Der einen reich beschenkt mit Liebe (und Nutellamuffins, wenn’s nach mir geht!) und gelben Blumen. Nach dem Motto: lieber Narzissen als Narzissten!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2024
Narzissten … sind keine gelben Blumen!
War ja gerade Weltfrauentag (oder einfach nur „Freitag“, wie manche Männer sagen). „Nein zu Gewalt an Frauen“ – 365 Tage im Jahr und nicht nur am 8. März. Aber alter Schwede, was da draußen herumkreucht und fleucht. Manche Gewalt … War ja gerade Weltfrauentag (oder einfach nur „Freitag“, wie manche Männer sagen). „Nein zu Gewalt an Frauen“ – 365 Tage im Jahr und nicht nur am 8. März. Aber alter Schwede, was da draußen herumkreucht und fleucht. Manche Gewalt an Frauen ist nicht so offensichtlich, weil psychisch: Stichwort „Narzissten“: ausgefuchste Blender, geschickte Lügenbarone, Meister der Illusionen. Verkleidet als Charmebolzen mit voller Hose, als Prinzen mit Traumschloss, als Chippendales mit Matura. Leider häufig mit Macht, die sie missbrauchen. Jedoch nur, bis man sie als impotent enttarnt, bis man sie entzaubert und eine Allergie auf den Feen-Staub entwickelt, der in Wahrheit giftiger Fein-Staub ist. (Erstaunlich, was für einen Unterschied ein Buchstabe machen kann!) „Manchmal muss man Dinge einstecken, für die man keine Taschen hat.“ Gut, jetzt hat jede Frau Trillionen Handaschen, aber für destruktives Verhalten sollte darin niemals Platz sein! Wie löst man sich nun aus diesen toxischen Situationen. Um aus dem Alptraum aufzuwachen muss man die Augen weit öffnen, Warnsignale ernstnehmen statt schönreden und sich mit Verbündeten zusammentun, Unterstützung von außen suchen, die Pumps ausziehen, die Beine in die Hand nehmen und rennen. Ins eigene schöne Leben. Ökonomische Unabhängigkeit ist hierfür wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen! (Wäre Finanzbildung an Schulen nicht ein sinnvoller Ansatz? #feministischefinanzpolitik) Und wenn man mutig durch das dunkle Tal der Tränen gewatet ist, dann wartet da auf der anderen Seite die Freiheit. Und vielleicht sogar ein echter Prinz, der sauber tickt. Deren gibt es viele! Der einen reich beschenkt mit Liebe (und Nutellamuffins, wenn’s nach mir geht!) und gelben Blumen. Nach dem Motto: lieber Narzissen als Narzissten!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Februar 2024 (2)
Ich bin gut desinformiert
Ich weiß sehr viel nicht. Dann kommen da noch die Dinge dazu, von denen ich gar nicht weiß, dass ich sie nicht weiß. Und das ergibt dann am Ende ... irgendwie fast alles! Diese Welt ist mir unergründlich. Heute hat der Billaverkäufer … Ich weiß sehr viel nicht. Dann kommen da noch die Dinge dazu, von denen ich gar nicht weiß, dass ich sie nicht weiß. Und das ergibt dann am Ende ... irgendwie fast alles! Diese Welt ist mir unergründlich. Heute hat der Billaverkäufer sich von mir mit „Brauchen Sie die Rechnung? Nein? Ok, dann einen schönen Tag noch!“ verabschiedet. So weit, so normal. Aber er hat während dieser Sätze DURCHGEHEND gegähnt. Er hat mir diese freundlichen Worte mit weit aufgerissenem Mund schamlos ins Gesicht gegähnt. Ohne sich die Hand vorzuhalten, ohne sich wegzudrehen, ohne Entschuldigung. Und ich weiß nicht, was er sich dabei dachte. Ob er sich überhaupt etwas dabei dachte. Ich weiß nur, was ich mir dabei dachte. Nämlich „Echt jetzt?“. Was für ein verwirrender Kontakt zwischen Kassagähner und verdutzter Einkauferin. Wir Menschen brauchen Kontakt, aber vor allem erfreulichen! So ist unsere Biologie, wir brauchen Nähe. Nähe zu Tieren macht auch glücklich. Ich habe letztens eine Zeitungs-Headline gelesen: amerikanische Frau will Foto von einem wilden Alligator machen, kommt dem Tier zu nahe, wird gefressen. Der Ausdruck „exponentielle Vertrottelungskurve“ drängt sich auf. Ich weiß nicht, warum Menschen machen, was sie machen. Ich weiß ja nicht mal, warum ich mache, was ich mache. Oder gemacht habe. Vor kurzem las ich in meinem ersten Tagebuch (ich war 12). Hier eine kleine Zusammenfassung: „Andi von der letzten Reihe hat herg`schaut, Tom nicht, ich liebe Val Kilmer, ich hasse alle, ich liebe Val Kilmer, Andi ist blöd, Tom auch, ich liebe Val Kilmer, ich hasse Val Kilmer!“. Ich weiß nicht, ob ich damals wusste, dass ich nichts weiß. Heute hingegen ist mir vollkommen bewusst: ich weiß nichts. Oder ziemlich wenig. Am Ende bleibt ehrfürchtiges Staunen. Wissen Sie, was ich meine?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2024 (2)
Rettet den Feldhamster!
Schon mal was vom Täter-Opfer-Retter-Dreieck gehört? Das ist ein komplexes psychologisches Modell menschlicher Verhaltensmuster.
Ok, was sind wir? Täter? Opfer? Retter? Oder Feldhamster? … Schon mal was vom Täter-Opfer-Retter-Dreieck gehört? Das ist ein komplexes psychologisches Modell menschlicher Verhaltensmuster.
Ok, was sind wir? Täter? Opfer? Retter? Oder Feldhamster? Die zählen nämlich zu den meistgefährdeten Tierarten Österreichs, wegen der modernen Landwirtschaft. Feldhamster, du Opfer! Der süße Nager mit den Samtpfötchen ist so winzig, dass er in eine Hand passt. Theoretisch. Weil praktisch würde er diese beißen, er ist nämlich ziemlich aggressiv. Feldhamster, du Täter! Unser wuscheliger Freund darf nicht aussterben, er ist ein kritischer Bestandteil des Ökosystems, weil er sich heldenhaft als Futter für andere Raubtiere zur Verfügung stellt. Feldhamster, du Retter! Oje, der unschuldige Hamster muss hier tapfer für meine Message herhalten: wir sollten uns bewusstwerden, welche Auswirkungen unser Tun in der Welt hat, um destruktive Verhaltensmuster zu beenden. Natur und Tiere gehören geschützt. Oder zumindest nicht ausgerottet, das wär schon mal ein Anfang! Wir selber kreieren diese Natur-Dramen mit und hüpfen im Dreieck! Bei Vulkanausbrüchen fühlen wir uns als Opfer, bei Plastikverschmutzung der Meere sind wir eindeutig die Täter. Und dann gehen wir her und retten die Meeresbewohner vor den selbstgemachten Desastern. Finde den Fehler. Gut, der Feldhamster ist raus aus der Verantwortung, der kann ja (trotz seiner süßen Knopfaugen) nicht mal meine Kolumne lesen! Übrigens: am 12. April ist Welthamstertag. Und es gibt eine eigene Website für süße Hamsternamen wie Tweety, Krümel oder Xaver. Offenbar existiert ein aufregendes Hamster-Paralleluniversum, in dem Tierhaare auf der Kleidung als Hamsterglitzer bezeichnet werden. Ich verneige mich vor dem beliebten Nager und weiß nun: ein anderes Wort für Glück mit 7 Buchstaben ist „Hamster“.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2024 (1)
Die ersten 282 Wörter, die du entdeckst, bestimmen dein 2024!
Iss nicht zu viel Schokolade * Aber iss auch nicht zu viel Brokkoli * Sei mit deiner Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt und nicht bei Brad Pitt * Lass dich … Iss nicht zu viel Schokolade * Aber iss auch nicht zu viel Brokkoli * Sei mit deiner Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt und nicht bei Brad Pitt * Lass dich selber in Ruhe mit selbstverletzenden Gedanken * Geh schwimmen (in Wasser, in Geld, in Liebe) * Schau beim Fenster raus und mach dabei nichts anderes, als beim Fenster rauszuschauen * Lass dich nicht gehen, sondern geh selber los * Dräng dich in der Schlange am Postamt nicht vor * Atme nicht tief ein, wenn jemand neben dir pupst * Vorsicht: Ewigkeit hat kein Ablaufdatum, Vanillejoghurt schon * Die Stille ist nicht dein Feind * Mach eine Therapie. Um Gottes Willen, mach eine Therapie! * Überleg dir gut, wem du dein Herz schenkst * Verschenke dein Herz auf jeden Fall * Hör auf zu essen, wenn du satt bist * Verreise und erkunde die Welt * Bleib zu Hause und erkunde die Welt * Erkunde die Welt * Lass dir dein Gehirn nicht waschen * Sei mutig * Sei vorsichtig * Lass los * Halt fest * Ertrage die Widersprüchlichkeiten des Lebens * Schau dir Katzenvideos an, das macht happy * Mach mehr Punkte und weniger Beistriche in deinem Leben * Tanz, als ob niemand zuschaut * Lass besser niemanden zuschauen, wenn du tanzt * Hab keine Angst vor Tofu * Entscheide dich immer für Frieden * Sei nicht depat * Verzeih dir, wenn du manchmal depat bist * Prosecco prickelt, sei wie Prosecco * Überprüfe deine Gewohnheiten * Gönn dir Tiramisu * Entspann dich und mach das Beste aus allem und allen!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2023
Fragen mit ohne Antworten
„Was kann ich tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?“. „Wieviel Zeit soll ich jeden Tag damit verbringen, negative Nachrichten zu konsumieren?“. „Was esse ich zuerst, die dunklen oder die hellen Dragee Keksis?“ DAS sind sinnvolle Fragen, … „Was kann ich tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?“. „Wieviel Zeit soll ich jeden Tag damit verbringen, negative Nachrichten zu konsumieren?“. „Was esse ich zuerst, die dunklen oder die hellen Dragee Keksis?“ DAS sind sinnvolle Fragen, die einen im Leben weiterbringen könnten. Was unserer Entwicklung und dem gegenseitigen Verständnis eher im Weg steht, sind Fragen wie „Wessen Religion ist besser: deine oder meine?“, „Geh bitte, hast du keine anderen Probleme?!“, „Hast du die ganze Nudelpackung für 4 Personen echt alleine aufgegessen?“. Die Probleme der einen gegen die der anderen aufzuwiegen, darin haben wir die letzten Jahre durchaus Kompetenz erlangt. Wir verhalten uns im großen Weltgeschehen so manches Mal wie am Fußballplatz: der eine ist für den Verein mit den bunten Tüchern, die andere für den Verein mit den einfarbigen Kapperln. Wir sitzen auf den Zuschauertribünen des Lebens mit Bier und Würschtln und brüllen uns die Seele (und leider auch die Vernunft) aus dem Leibe: „1-2-3-4. Dieses Spiel gewinnen wir! 5-6-7-8. Alle werden platt gemacht!“ Haben wir in einer kollektiven Amnesie etwa vergessen, dass es in diesem „Spiel“ immer um Menschen geht? Mein Team ist besser als deines. Mein Wert ist größer als deiner. Und mein Schmerz ist wichtiger als deiner. Gut, Wettbewerb war wohl immer Teil des Menschseins. Wieviele Liegestütze schafft Chuck Norris? Alle! Eines ist klar: gegen Chuck haben wir alle kein Leiberl! Daher plädiere ich für ein kooperatives Mindset. Ich plädiere für eine Kooperation von Herz und Hirn. Ich plädiere für Win-Win: alle gewinnen, aber keiner siegt (außer Chuck Norris natürlich). Und ich plädiere schlussendlich für die hellen Dragee Keksis. Wie? Sie finden die hellen fad? Geh bitte, haben Sie keine anderen Probleme? 😁
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, November 2023
Eine Geschichte für Groß und Klein
Es war einmal vor langer Zeit ein Mann namens Abraham. Wer den Buchstaben I lieber mag als das A, kann ihn auch Ibrahim nennen! Er war ein urlieber Nomade. Nein, … Es war einmal vor langer Zeit ein Mann namens Abraham. Wer den Buchstaben I lieber mag als das A, kann ihn auch Ibrahim nennen! Er war ein urlieber Nomade. Nein, das hat nichts mit grausligen Larven zu tun, sondern mit herumziehenden Völkern des Orients. Abraham hatte eine Frau, Sarah. Sie war auch urlieb. Sie hatten Schaf und Ziegen – Herden (die waren natürlich auch alle urlieb), mit denen sie von Wasserstelle zu Wasserstelle zogen. Ihr Leben war einfach und friedlich, laut Genesis (damals noch ohne Phil Collins).
Eines Nachts hörte Abraham plötzlich eine Stimme aus dem Nichts. Wer könnte das sein? Der laute Fernseher der Nachbarn? Chris Lohner, die von einem fernen Bahnhof Durchsagen machte? Die Stimme befahl Abraham, in ein unbekanntes Land zu ziehen, um dort ein großes Volk zu gründen. Warum sollte Chris Lohner ihm solch einen Befehl geben? Und der Nachbars-Fernseher war doch kaputt. Nach dem Ausschlussprinzip kam Abraham zum Schluss: das musste Gottes Stimme sein. Und er vertraute Gott (auf jeden Fall mehr als Chris Lohner).
Also machte er sich samt Sippe auf den Weg in ein Land, das man heute Israel nennt. Mit seiner Dienerin Hagar bekam er den Sohn Ismael, mit seiner Frau den Sohn Isaak. Beide waren von Gott gesegnet und bekamen ihrerseits ebenfalls einen Haufen Kinder. Von Isaak stammen die 12 Stämme Israels ab, also alle Juden, Ismael gilt als Stammvater der Araber. Natürlich haben sie oft gestritten, das kommt in den besten Familien vor. Aber Opa Abraham war dankbar, Gott hatte ihm so viele Nachkommen versprochen, wie er Sterne am Himmel sehen konnte (damals gab es noch keine Lichtverschmutzung, die paar Lamperln waren wurscht!).
Und heute ... mögen wir alle in den Himmel blicken und erkennen: Es gibt genug Himmel für ALLE Sterne!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Oktober 2023
Abschiebungen heißen Rückführungen …
… der Feind wird nicht getötet, sondern neutralisiert und Pädophile werden nun als „minor attracted people“ bezeichnet. Ich glaube, das nennt man „sugarcoating“: ein bisserl Puderzucker hier, … … der Feind wird nicht getötet, sondern neutralisiert und Pädophile werden nun als „minor attracted people“ bezeichnet. Ich glaube, das nennt man „sugarcoating“: ein bisserl Puderzucker hier, ein paar Schokostreusel dort, und man sieht das Elend einfach nicht mehr. Das Ausmaß der Realität des Wortes wird abgemildert und wir alle können weiterhin Ego-Shooter spielen. Ok denk’ma weiter: Frauenmorde nennen wir ab jetzt Abmeldung des terrestrischen Wohnitzes einer weiblichen Seele und Korruption könnten wir ja als gewinnflexible Ergebnisoffenheit bezeichnen.
Hühner in Massentierhaltung? Ach wo, das ist gefiedertes Gruppenkuscheln inklusive Sado-Maso-Schnabeln und Eierkraulen. Tut mir leid, ich wollte Ihnen den Tag nicht verderben, aber ich versuche zu kapieren, was hier los ist. Und was ich tun soll/kann/muss. Es wird auch mir nicht gelingen, einen federleichten rosaroten Glitzer-Fußabdruck zu hinterlassen auf dieser geplagten Welt. Aber vielleicht geht sich zumindest ein winziges Glitzerkörnchen aus. Kein Dings ohne Dings!
Ich schreibe diese Worte in einem Salzburger Gasthaus. Ich sitze am urigen Hauptplatz, schaue auf die herrlichen Berge und esse eine typisch salzburgerische Speise: Asia-Wok-Gemüse 🙂 Die Menschen um mich plaudern entspannt, alles ist gut. Hier muss man nirgends Puderzucker drüberstreuen. Hier und Jetzt ist alles gut. (Ok, also ich hab grad den Salatteller unabsichtlich runtergeschmissen. Die Kellnerin hasst mich jetzt. Und ich hab nur eine Kreditkarte dabei, obwohl man hier ausschließlich bar zahlen kann. Die Wirtin hasst mich jetzt ebenfalls. Aber ich bleibe dabei: Hier und Jetzt ist alles gut!!)
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, September 2023
Liebe, Taxi und Zimt
Der Mensch ist in seiner Essenz Liebe. Daran muss ich mich regelmäßig erinnern. Zum Beispiel, wenn der junge Taxler mir nervös erzählt, dass heute sein erster Arbeitstag und ich sein erster Fahrgast sei. Wo das Problem ist, … Der Mensch ist in seiner Essenz Liebe. Daran muss ich mich regelmäßig erinnern. Zum Beispiel, wenn der junge Taxler mir nervös erzählt, dass heute sein erster Arbeitstag und ich sein erster Fahrgast sei. Wo das Problem ist, fragen Sie? Dass ich schon vor einigen Wochen mit ihm gefahren bin und er mir damals den gleichen Schmäh erzählt hat. Beim ersten Mal hab ich´s ihm natürlich geglaubt, ich war verständnisvoll und geduldig, als er keine Ahnung hatte, wo denn dieser „Stephansdom“ sein könnte. Ok, first time for everything. Beim 2. Mal fand ich seine Story kurios, aber beim 3. Mal fühlte ich mich leicht verarscht. Doch meine Laune stieg, als ich sein riesiges Ohrläppchen bei offenem Fenster im Wind tanzen sah. Die Medizin erzählt uns, dieser weiche Teil der Ohrmuschel hätte keine biologische Funktion, aber das stimmt nicht! Es kann tanzen und Taxi-Fahrgäste glücklich machen! An die Liebes-Essenz muss ich mich auch erinnern, wenn es plötzlich morgens an meiner Türe klopft und der Haus-Handwerker davorsteht. Ja, Ausbesserungsarbeiten waren mit der Hausverwaltung ausgemacht, aber der Termin noch nicht. Ich frage also nach, warum er mir den Termin im Vorfeld nicht mitgeteilt hat. Er hebt den Zeigefinger: „Ich habe eh vor 3 Wochen angerufen, aber Sie haben nicht abgehoben.“ Ähm, Vorschlag: Nachricht hinterlassen!?! Aber nein, er hat eh angerufen, was will man mehr. Der Mensch ist Liebe. Auch die Jugendliche in der U-Bahn, die ihren Freundinnen lautstark erzählte „Mein Ex hat urlangsam gessen einmal hamma Mini Zimties gessen und bei ihm waren sie schon urweich aber ich mag´s wenn sie urhart sind und da hätt ich schon wissen müssen dass das nix wird.“ Offenbar ist der Mensch eine Melange aus Liebe und noch etwas anderem. Aber Hauptsache Zimtstreusel obendrauf!!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, August 2023
WOKE me up, before you go go!
Nein, das ist kein Rechtschreibfehler. Ja, ich liebe Wham. Doch, es geht um Wokeness. Ich habe die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen, nicht mal mit der Gabel, aber. … Nein, das ist kein Rechtschreibfehler. Ja, ich liebe Wham. Doch, es geht um Wokeness. Ich habe die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen, nicht mal mit der Gabel, aber ich mach mir so meine Gedanken. Jeden Morgen wacht man auf, aber nur scheinbar, denn man kann auch durch sein Leben schlafwandeln, wie die drei Affen: nichts sehen, hören und sagen. Aber nur, wenn man das Sprichwort falsch deutet: denn der weise Konfuzius hat hiermit eine sinnvolle Prämisse aufgestellt: Nichts ansehen, hören, sagen oder tun, was nicht „sittlich“ ist, was sich selber und anderen schadet. Und bei Unrecht eben nicht passiv, meinungslos und desinteressiert wegschauen. Ein erwachtes Bewusstsein ist ja etwas Erfreuliches. Politisch wach zu sein gegen Diskriminierung natürlich auch. Könnte man sagen, dass Wokeness früher mal Political Correctness hieß? Und, dass jegliche an sich sinnvolle Ideologie auch missbraucht werden kann, wenn man sie verzerrt oder übertreibt (im Gegensatz zu Nutella. Das kann man einfach nicht zu dick auftragen). Meinungsfreiheit als Basis für Demokratie, aber leider häufig auch als Deckmäntelchen für diskriminierende Aussagen. „Ich will ja niemanden beleidigen, aber alle XY sind fürchterlich XY (bitte hier Ihr Lieblingsvorurteil eintragen). Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Wenn auf der einen Seite Anti-Rassismus ist und auf der anderen Seite Rassismus, dann liegt die Wahrheit eben nicht in der goldenen Mitte, sondern klar auf einer Seite. Nämlich auf der, die gegen menschenfeindliche Hetze und für Teilhabe von Randgruppen ist. Und da laut O. Mally Rassismus die ausgeprägteste Form von Farbenblindheit ist, glaube ich, dass es drei bunte woke Affen sind! In diesem Sinne: Gutes sehen, Schönes hören, Respektvolles sprechen! Und Nutella.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juli 2023
AN – Artificial Nadja
Würden Sie ihn bemerken, den Unterschied? Würden Sie herauslesen können, wenn diese Kolumne nicht von mir, sondern von ChatGPT geschrieben worden wäre? Auf welches Konto müsste dann Ihr Feedback gehen, oder mein … Würden Sie ihn bemerken, den Unterschied? Würden Sie herauslesen können, wenn diese Kolumne nicht von mir, sondern von ChatGPT geschrieben worden wäre? Auf welches Konto müsste dann Ihr Feedback gehen, oder mein ... ähm, das Honorar? Wäre es total verwerflich oder ziemlich clever, Sie so zu täuschen? Und wäre es denn überhaupt eine Täuschung? Aus rechtlicher Sicht darf man alle durch dieses Tool generierten Inhalte frei verwenden.
Laut Internet würde es „kontinuierliche Forschung“ erfordern, um nachweisen zu können, ob diese Kolumne von mir oder von einem Chatbot geschrieben wurde. Hm, ist da draußen ein kontinuierlicher Maleh-Forscher, der nachweisen könnte, ob folgende Aussage von einer künstlichen Intelligenz oder von mir stammt: Igel sind unglaublich süß, aber nur auf Fotos und als Stofftiere (KI – künstliche Igel). Im wahren Leben fressen sie Hauskatzen heimlich das Katzenfutter aus ́m Schüsserl weg und machen dabei seltsame Geräusche, sie schmatzen und niesen und grunzen und knurren. Null Tischmanieren. So, und jetzt Ihre Einschätzung bitte: AI oder AN?
Und wie sieht es mit diesem Text aus: Frage „Wovon träumen Igel?“. Antwort: „Es ist nicht bekannt, ob Igel träumen.“ Stammt diese Antwort von künstlicher Intelligenz oder von nicht so intelligenter Künstlerin? Ich löse auf: von ChatGPT im Deutschtest. Ich weiß echt nicht viel über Igel, aber eines ist mir klar: die Mehrzahl von Ihnen braucht am Ende kein s. Wie alt werden Igel? Maximal 16! Und wie vermehren sich Igel? Ganz, ganz vorsichtig. Oders? Sie sehen, heute habe ich mehr Fragen als Antworten parat! Und hier meine letzte Frage: wenn es künstliche Intelligenz gibt, wie schaut ́s dann mit künstlicher Blödheit aus? Oder ist der Mensch dem Chatbot zumindest in DIESEM Punkt deutlich überlegen?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juni 2023
Geschichten mit Bart
Die Welt besteht zu 99,999 % aus leerer Materie. Die nächste Galaxie ist 2,4 Millionen Lichtjahre entfernt. Pro Sekunde werden ca. 11 Millionen Sinneseindrücke … Die Welt besteht zu 99,999 % aus leerer Materie. Die nächste Galaxie ist 2,4 Millionen Lichtjahre entfernt. Pro Sekunde werden ca. 11 Millionen Sinneseindrücke im Gehirn verarbeitet, von denen wir jedoch nur etwa 40 bewusst wahrnehmen. Ähm, ich war zwar immer schlecht in Mathe, aber ... das ist echt nicht viel. Wir checken also ziemlich wenig, sammeln dafür aber im Laufe eines Lebens recht viel emotionalen Müll an. Den zerren wir dann die ganze Zeit mit und wundern uns, dass wir chronisch müde sind. Aber könnt das auch deswegen sein, weil wir unsere Lebensenergie auf das Gefühl von Dauer-Angst verschwenden?
Wie lautet das Kölsche Grundgesetz: „Et kütt wie et kütt“! Es kommt, wie es kommt ... nur nicht allzu große Angst vor der Zukunft haben! Am Ende müssen wir alle einen Batschn reißen. Gefahren zu minimieren ist gut, aber auf Null werden wir nicht kommen! Das Leben ist erfinderisch: der griechische Dichter Aischylos starb der Legende nach durch eine Schildkröte, die ein Adler auf ihn fallen ließ, weil er den kahlen Kopf des Poeten für einen Stein hielt und seine Beute darauf zerschellen lassen wollte.
Der Whiskey-Brauer Jack Daniel wollte eines Morgens seinen Safe öffnen, erinnerte sich plötzlich nicht mehr an die Zahlenkombination und trat wütend gegen den Safe à Zeh verletzt, Infektion, Blutvergiftung, Holzpyjama. Hans Stainingers letzter Frisörbesuch war nur allzu long hair, was ihm zum Verhängnis wurde. Gewöhnlich rollte der Stadthauptmann von Braunau seinen 2 Meter langen Bart in der Brusttasche auf, aber an jenem schicksalsträchtigen Tag im Jahre 1576 vergaß er das Aufrollen, stolperte über den Bart und brach sich das Genick. Also ... mögen Sie ein langes Leben voller häufiger Frisörbesuche und Dauer-Schutzhelme haben. Und bleiben Sie SAFE!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Mai 2023
Schneewittchen reloaded
Ich bin in den 70-er Jahren geboren, da hat das Frauenbild der 50-er Jahre noch nachgehallt, vor allem in Disney-Märchen: Sie wartet auf ihn, er findet und … Ich bin in den 70-er Jahren geboren, da hat das Frauenbild der 50-er Jahre noch nachgehallt, vor allem in Disney-Märchen: Sie wartet auf ihn, er findet und rettet sie, ihr Leben bekommt Sinn: „Er ist da, das Warten hat sich gelohnt, endlich kann ich wieder Kohlehydrate essen, Juhu!“ Für eine Frau ist glücklich sein und heiraten sowieso das gleiche, 70-er Jahre halt! Aber kleine Mädchen werden groß und fangen an, erste Unstimmigkeiten zwischen Disneyfilmen und dem eigenen Leben zu entdecken. Anfangs, eigentlich viel zu lange, glauben junge Frauen, dass der Fehler bei ihnen selber liegen muss: „Rapunzel hat schönes langes Haar, ich habe Extensions, finde den Fehler.“ Aber irgendwann checkt man: „Ah, es liegt am traditionellen kollektiven patriarchalischen Narrativ!“. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf die bösen Prinzen da draußen zu zeigen, aber wir alle dürfen uns neue Geschichten erzählen. Man stelle sich vor, Schneewittchen und die 7 Zwerge ... gründen eine lässige WG mit Selbstversorger-Garten, die Hausarbeit wird gerecht unter allen aufgeteilt. Schneewittchen ist als Influencerin höchst erfolgreich, ihre Beauty-Tipps für einen makellosen Teint gehen durch die Decke. „Smartphone Smartphone in der Hand, wer hat die meisten Follower im ganzen Land?!“. Sie baut ein Kosmetik-Imperium auf, alles vegan und nachhaltig. Die böse Königin macht eine Psychotherapie und findet ihre innere Balance wieder. Mit dem empathiebegabten Prinzen läuft´s super, wegen seiner 30-Stunden-Arbeitswoche hat er viel Zeit für ein erfülltes gesundheitsbewusstes Privatleben, und wenn sie nicht gestorben sind, dann schmusen sie noch heute. Ok, es gibt sicher bessere Möglichkeiten, dieses Märchen in die heutige Zeit zu bringen. Aber: können wir uns bitte neue Geschichten erzählen?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2023 (2)
Mensch ärgere Dich (nicht)!
Ich hätte nie gedacht, dass ich es mal schaffe, ganz auf Zucker zu verzichten. Und ich hatte recht! Aber ärgere ich mich deswegen? Mitnichten! Obwohl … Ich hätte nie gedacht, dass ich es mal schaffe, ganz auf Zucker zu verzichten. Und ich hatte recht! Aber ärgere ich mich deswegen? Mitnichten! Obwohl es derzeit ziemlich in ist, sich über alles und jeden zu ärgern. Hier eine kleine Geschichte von Paul Watzlawick (ein hochverehrtes österreichisches Universalgenie): Herr A und Herr B sitzen im Shuttlebus zum Flughafen. Sie kommen in einen Stau. Am Flughafen angekommen erfährt Herr A, dass sein Flieger planmäßig vor 30 min. abgeflogen ist. Herr B hingegen erfährt, dass sein Flieger eine Verspätung hatte und erst vor 5 min. abgeflogen ist. Und jetzt frage ich Sie: wer ärgert sich mehr? Ich glaube, Herr B. (Aber nur, wenn er Wiener ist!) Watzlawick hat uns allen eine „Anleitung zum Unglücklichsein“ geschenkt und es hat den Anschein, dass wir sie ziemlich versiert befolgen. Wir ärgern uns bei jeder Gelegenheit, unsere Zündschnur ist kürzer als ein PEZ Zuckerl, die Welt ist unser Feind, alles Wappler außer ich. So manch ein Ärger ist ja berechtigt – dann empfiehlt es sich, die eigenen Gefühle ohne Vorwurf zu äußern, quasi als Orientierungshinweis: „Gnädiger Herr, die Ampel befindet sich im grünen Modus, und da es nicht grüner wird, möchte ich Sie einladen, loszufahren. Herzlichen Dank und gute Fahrt!“ (auf Wienerisch: „Du Fetzenschädel, is ka Foarb für di dabei?“). Der Ton macht die Musik, der Ärger macht den hohen Bluthochdruck. „Mensch ärgere dich nicht“ ist ein Spiel. Ziel ist es, alle seine Spielfiguren aufs eigene Feld zu bringen und seine Mitspieler so oft wie möglich zu schlagen. Lassen wir dieses Spiel doch am Brett, versuchen wir uns öfter mal in Humor zu schlagen, Ziel sollte Lebensfreude sein und wenn man mal verliert, sollte das Motto lauten: „Ich bin nicht die Schlechteste, ich bin die Letzt-Beste!“
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2023 (1)
I’m coming out …
Ein Coming-out ist das Bekanntmachen der eigenen sexuellen Orientierung. „Hey Welt, ich liebe … Ein Coming-out ist das Bekanntmachen der eigenen sexuellen Orientierung. „Hey Welt, ich liebe Männer/ Frauen/ viele/ nur George Clooney/ niemanden!“. In dieser Gesellschaft ist die Angst, sich zu zeigen, groß. Weil es eine geringe Bandbreite an Daseins – und Verhaltensweisen gibt, die allgemein akzeptiert sind. Für alles außerhalb dieses tolerierten Korridors braucht es offenbar ein „Herauskommen“. Manche kommen mit einem großen „Bäm!“ heraus, das ist zu begrüßen, wenn es dieser Person das Leben und die Seele wirklich erleichtert. Doch ich frage mich: warum dieser Bekenntniszwang? Was geht´s mich an, wer wen liebt?! Du liebst eine Frau? Gratulation! Du liebst einen Mann? Gratulation! Hauptsache Liebe! Es geht um „coming out of the closet”, ein Sinnbild für „aus dem Schrank kommen“, sich aus dem Versteck hinauswagen. Aber wie ist man denn da überhaupt hineingekommen? Dafür gibt es viele Gründe – außer man ist eines von 7 Geißlein und versteckt sich im Uhrkasten, dann gibt es nur einen Grund und der heißt: Wolf! Gefährliche Wölfe gibt es zur Genüge da draußen, die einen schon g´fressen haben, wenn man nur schief schaut. Da versteckt man sich dann zur Sicherheit, um nach außen hin vermeintlich perfekt zu wirken. Ich habe hier eine heftige Message für Sie, Sie müssen jetzt wirklich stark sein: niemand ist perfekt. (Außer George Clooney, das lass ich nicht mit mir diskutieren! Sonst niemand! Gut, maximal auch noch der Brad. Der Pitt. Aber sonst echt niemand.) Auch ich habe dunkle Geheimnisse. Geben Sie mir 1 min. für ein Coming-out, dann verrate ich Ihnen ein paar Details über mich, die ich normalerweise verstecke! Ok, es geht los, der Countdown läuft: 54321 à Ich bin … untröstlich, aber die Kolumne darf nur 1810 Zeichen haben und die sind hiermit leider verbrauc
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2023 (2)
Gru Gru!
Ich habe einen suboptimalen Orientierungssinn. Dafür lasse ich mich leicht ablenken! Super Kombination. So wie … Ich habe einen suboptimalen Orientierungssinn. Dafür lasse ich mich leicht ablenken! Super Kombination. So wie alle Menschen habe ich ein Gehirn inklusive Hippocampus, wo die sogenannten Orientierungs-Zellen lokalisiert sind. Im Normalfall. Nicht bei mir. Ich habe an der Stelle etwas anderes, Nutella-Zellen vielleicht, aber sicher nix mit Orientierung. Als Brieftaube wäre ich eine Katastrophe. Man stelle sich eine mittelalterliche Szene vor: der König verfasst eine Botschaft an seinen Kontrahenten „Ich bin nun endlich bereit, das Land mit Euch zu teilen. Der große Krieg ist hiermit beendet! Trefft mich beim nächsten Vollmond in der Bucht, um den Frieden zu besiegeln.“
Er befestigt mir diese wichtige Nachricht am Haxerl. Mit den Worten „Flieg in ein neues hoffnungsvolles Zeitalter, kleine Friedenstaube! Überbring diese Botschaft und befreie uns alle von den schrecklichen Kriegsqualen!“ entlässt er mich im Burghof gen Himmel. Und ich völlig planlos „Gru Gru!“ flieg zuerst ein paar Mal ums Eck, dann sehe ich irgendwo irgendetwas glitzern „Gru Gru, Juhu!“, dann entdecke ich einen Taubenkumpel „Gru Gru, he du!“. Dann steht dort auf der Wiese ein liebes Viecherl, das meine volle Aufmerksamkeit erhält „Gru Gru, Muh Muh!“.
Dann bin ich müde „Gru Gru, Zeit für Ruh!“. Nach einem Power Nap flieg ich um 3 Ecken und Schwups … lande ich wieder im Taubenschlag des Königs, mehr zufällig als geplant. Netto -Ausflugsdauer: 34 min. Wieder zu Hause chille ich mit meiner Taubenfamily und erzähle ihnen aufgeregt von meinem spannenden Ausflug. Mit der wichtigsten Nachricht der Welt immer noch ums Haxerl gewickelt, aber happy. Im Halbschlaf zupfe ich mir dann das lästige Papier vom Bein. Ein aufregender Tag geht zu Ende – im Gegensatz zum großen Krieg.
Gott sei Dank bin ich keine Brieftaube!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2023 (1)
Was zur Hölle …?
Wir alle wollen uns tief verbunden fühlen mit unseren Liebsten, mit der Menschheitsfamilie, aber auch mit etwas Höherem: Gott, Natur, Brad Pitt … Wir alle wollen uns tief verbunden fühlen mit unseren Liebsten, mit der Menschheitsfamilie, aber auch mit etwas Höherem: Gott, Natur, Brad Pitt mit etwas Erhabenem eben! Was nährt Sie? (Außer Nutella.) Es gibt ja auch seelische Nahrung. Frieden, Schönheit, Freude. Die intensivste Emotion neben Liebe ist ja bekanntlich Angst. Was uns da helfen kann? Unter anderem Religion. Im Falle der Kirche: ein multinationaler Konzern mit Armutsgebot, das in winzigem Kontrast zum Gesamtvermögen steht. Nächstenliebe ist offenbar einige Milliarden Euro wert. Aber man lenkt seit einigen Jahren auf Sparkurs ein, der letzte Papst hat sogar die Vorhölle abgeschafft – wahrscheinlich wegen der Heizkosten. Cool.
Einige Kirchen in den USA bieten spottbillige Ehrendoktortitel an. Die sind zwar kirchlich und nicht akademisch, aber wer fragt schon nach, wenn auf der Visitenkarte „Dr.h.c. Max Mustermann“ steht?! Gegen eine kleine „Spende“ kann man sich den Titel frei aussuchen. Hm, ich hätte gern den Doktor der Witzologie humoris causa. Obwohl, eigentlich spare ich ja auf eine Heiligsprechung. (Gut, in meinem Fall wäre es wahrscheinlich eher eine Scheinheiligsprechung.) Was auch höllisch spannend klingt: ein Lehrgang für Teufelsaustreibungen. Das Geschäft mit dem Exorzismus boomt, vor allem in Italien. Hundertausende pro Jahr, che diavolo!
Ok, viele Menschen sind tatsächlich besessen von Neid und Hass, aber wie wäre es mit Therapie, Herzensbildung oder Aufklärung statt Exorzismus? Nur so ein Gedanke. Es heißt ja, der Teufel schläft nicht. Und ich denk mir, der arme Kerl, Schlafstörungen sind ja äußerst unangenehm. Wie auch immer, bevor mich das brennende Gefühl beschleicht, auf der Stelle beichten gehen zu müssen, wünsche ich Ihnen tiefe Verbundenheit mit allem, was Sie glücklich macht!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Februar 2023
Hier und Jetzt statt Dann und Dort
Haben Sie auch das Gefühl, dass derzeit besonders viel gestorben wird?
Schon klar, der Tod ist keine Erfindung des 21. Jahrhundert und das ist sicher nur … Haben Sie auch das Gefühl, dass derzeit besonders viel gestorben wird?
Schon klar, der Tod ist keine Erfindung des 21. Jahrhundert und das ist sicher nur eine Wahrnehmungsverzerrung meinerseits, aber ich habe den Eindruck, häufiger als sonst von Todesfällen zu lesen. Gut, der Wiener bleibt entspannt, weil er weiß „der Tod ist ein Wiener“. Aber das ist ein Irrtum: der Wiener ist ärger als der Tod. Der Tod wählt gezielt aus, der Wiener hingegen lässt nix und niemanden leben! Der Wiener hat keine Angst vorm Tod, der Tod hat Angst vorm Wiener! 🙂 Wie auch immer, viele Promis verabschieden sich gerade vom Leben, und dann liest man wunderschöne herzzerreißende Nachrufe. Und da hatte ich plötzlich einen Gedanken: Gina Lollobrigida hat jetzt nix mehr von den Lobeshymnen und Lisa Marie Presley hätte sich auch zu Lebzeiten die Zuwendung gewünscht, die ihr nach ihrem Ableben zuteilwurde. Ein Nachruf ist was Schönes, aber warum nicht auch mal ein „Mittendrinruf“?! MITTEN im Leben Respekt zollen, einem Menschen seine Bewunderung ausdrücken, großzügig Komplimente verteilen. Freundlichkeit für die Lebenden. JETZT hätten alle was davon! Also warum nicht jetzt, später kann jeder! Warum nicht jetzt schreiben: Erika Pluhar, du warst mir künstlerisch immer ein Vorbild! Oder: Tom Jones, mein Vater hat dich – zu Recht - sehr verehrt und immer, wenn ich deine Musik höre, denke ich an ihn. Danke! Oder: Lisa Fitz, du mutige Löwin des Kabaretts. Oder: Herr Lugner, wie geht das, mit 90 noch so fit zu sein? Chapeau! Oder: Hubert von Goisern, du inspirierender Ausnahmekünstler! Oder: Jane Fonda, du glamouröse Schauspielerin, Aerobic Queen und Friedens-Aktivistin, wieviele Stunden hat dein Tag eigentlich, du Superwoman? Wäre so ein „Mittendrinruf“ nicht ziemlich leiwand?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2023
Alles neu macht Zwanzigdrei!
Juhu, ein neues Jahr bricht an und alles wird besser!
WIR müssen nix verändern, das macht doch eh das neue Jahr! Wir können … Juhu, ein neues Jahr bricht an und alles wird besser!
WIR müssen nix verändern, das macht doch eh das neue Jahr! Wir können alles genauso machen wie bisher! Wir können weiterhin am Bahnsteig direkt vor dem U-Bahntürbereich stehenbleiben und keinen mm ausweichen, wenn andere aussteigen wollen! Wir können weiterhin am Gehsteig laufend gebannt auf´s Handy starren und andere Leute niederrempeln! Es ist überhaupt kein Problem, wenn wir auf der Rolltreppe auch im neuen Jahr links stehen, sollen doch die anderen rechts gehen! Gott sei Dank können wir genauso bleiben, wie wir sind! Hm? Wie, ich soll mal das Wort Verantwortungsdiffusion googeln?
Ok, das ist die Tendenz, die allgemeine Verantwortung auf alle Anwesenden (zum Bsp. Personen in der U-Bahn) aufzuteilen, was die subjektiv wahrgenommene Verantwortlichkeit des einzelnen verringert („Wieso soll ICH auf die Seite gehen, weich DU doch aus!“) Oje, soll das bedeuten, ich muss in die Selbstreflexion gehen, ob ich selber anderen möglicherweise im Weg stehe, anstatt zu raunzen? (Schwierig, für eine Wienerin 🙂 Gut, eigentlich ein super Vorsatz für´s neue … wie auch immer, hier drei Tipps:
1.) Fragen Sie sich „Was könnte ich im alten Jahr lassen, weil es mein Wachstum nicht mehr unterstützt?“
2.) „Was sind meine Prioritäten, Werte und Herzensziele für 2023?“
3.) Bedenken Sie, dass das Leben für uns ALLE schwer zu durchschauen ist. Woran soll man bitte erkennen können, ob Schimmelkäse schon schlecht ist? Am Schimmel? Warum wollen wir eine Wand partout nur dann anfassen, wenn „Achtung, Farbe ist noch feucht!“ dabeisteht? Und gibt es wirklich keine dummen Fragen, nur dumme Antworten? Ich wünsche Ihnen das Allerbeste für das neue Jahr! Bleiben Sie (fast genau) so, wie Sie sind!
Von Herzen & Hirn, Ihre Nadja Maleh
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2022
Wie man einem Alien die Welt erklärt …
Stellen Sie sich vor, eines Montagmorgens steht ein orientierungsloses Alien vor Ihrer Haustür, weil die Raumschiff-Gewerkschaft … Stellen Sie sich vor, eines Montagmorgens steht ein orientierungsloses Alien vor Ihrer Haustür, weil die Raumschiff-Gewerkschaft gerade streikt und der Ufo-Verkehr eingestellt wurde. Nach einem gemeinsamen Spaziergang über den Christkindlmarkt – man will ja ein guter Gastgeber sein – hat es brennende Fragen an Sie, so entstehen denkwürdige Dialoge am Weihnachtsmarkt.
Alien: „Was trinkt ihr da?“.
Sie: „Punsch! Ein heißes Mischgetränk mit viel Zucker und Alkohol.“.
Alien: „Aha. Einige Menschen torkeln danach und haben Bauchweh. Warum trinkt ihr trotzdem so viel davon?“
Sie: „Ähm, weil es eben dazugehört!“.
Alien: „Sich den Magen zu verderben?“.
Sie: „Ja! Nein!“.
Alien „Aha. Und was esst ihr dazu?“.
Sie: „Eine Bratwurst.“.
Alien: „Was ist das?“.
Sie: „Fleischmasse.“
Alien „Wie bitte?“.
Sie: „Pürierte Tiere.“.
Alien „Ihr püriert also andere Erdenbewohner.“
Sie: „Ja. Aber keine Außerirdischen! Haha!“.
Das humorlose Alien: „Aha. Und diese Figuren?“.
Sie: „Das ist eine Krippe!“.
Alien: „Kennen Sie diese Leute?“.
Sie: „Nicht persönlich. Es zeigt die heilige Weihnachtsgeschichte. “.
Alien: „Aha. Und werden aus diesen 2 Tieren da heilige Bratwürste hergestellt?“.
Sie: „Hm?“.
Alien: „Was machen die kleinen Menschen dort drüben?“.
Sie: „Man nennt sie Kinder und sie fahren Schlittschuh.“
Alien: „Warum weinen sie so laut?“.
Sie: “Weil sie sich beim Hinfallen wehgetan haben!“.
Alien: „Und warum fahren sie dann auf einer Eisfläche?“.
Sie: „Weil es Spaß macht!“.
Alien: „Sich weh zu tun?“.
Sie: „Punsch gefällig?“.
Mein Weihnachtstipp an Sie: öffnen Sie Aliens NIEMALS die Tür, die wollen einem nur die Vorweihnachtszeit vermiesen!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, November 2022
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub
Nach einem entspannenden Urlaub in der Ferne ist da dieses innere Wohlgefühl, man ist komplett in seiner Mitte und hat natürlich den festen Vorsatz: „Ah, diese Gelassenheit möchte ich … Nach einem entspannenden Urlaub in der Ferne ist da dieses innere Wohlgefühl, man ist komplett in seiner Mitte und hat natürlich den festen Vorsatz: „Ah, diese Gelassenheit möchte ich mir möglichst lange bewahren!“ Das funktioniert meist auch tatsächlich recht gut – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo man beim Rückflug am Flughafen die elendslange Menschenschlange vor sich sieht. Man hat gerade zwei herrliche Wochen voll Sonne, Sangria und 1 bis 15 Delfinsichtungen hinter sich und meckert dennoch: „Na geeh da tut sich nix. Die sind viiieel zu langsam am Schalter. Na geeh!“. Das Gate öffnet sich endlich, man schaut entnervt auf die Uhr: „10 vor Sechs! Um 3/4 Sechs hat’s g’heissen!“ Kopfschüttel! Im Flieger ist man umgeben von Mitmenschen, blöd. Und dann der Klassiker: Landung, der Flieger rollt noch in die Endposition, man hört die freundliche Durchsage „Bitte bleiben Sie noch angeschnallt sitzen, bis wir die finale Parkposi ...“ Wurscht, alle hüpfen auf, drängen sich an ihren Sitznachbarn vorbei und nesteln an der Ablage herum. Sobald diese endlich aufgeht, knallen den Sitznachbarn (ja genau denen, die noch besonnen sitzen geblieben sind!) die herabfallenden Jacken und Taschen auf den Schädel. Ganz egal, weiter! Man organisiert sich fluchend sein Handgepäck, um dann minutenlang angefressen mit dem schweren Klumpert im Gang eingepfercht zu warten und die noch sitzenden Menschen mit Trolley-Rollen auf den Zecherln zu belästigen.
Aber wir alle wissen doch, es dauert einfach ein paar Minuten, bis die Türen aufgehen. Immer. Jedes einzelne Mal! Niemand kommt deutlich früher als der andere aus dem Flieger heraus. Wir sitzen alle im selben Boot. In diesem Fall, im selben Flieger. Bleiben wir doch nach der Landung einfach noch kurz sitzen. Om. Alles wird gut!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Oktober 2022
#klugscheißen
Ich habe letztens etwas gepostet. (So weit, so fad.) Ich habe Stellung bezogen zu den Protesten der Frauen im Iran. (Jetzt wird’s schon spannender.) Ich hatte … Ich habe letztens etwas gepostet. (So weit, so fad.) Ich habe Stellung bezogen zu den Protesten der Frauen im Iran. (Jetzt wird’s schon spannender.) Ich hatte spontan beschlossen, Solidarität zu zeigen, mit einem Foto von mir mit verrutschtem Kopftuch – seitlich schauten meine Haare heraus – plus Erklärungstext. Warum dieses Motiv? Weil das nicht „korrekte“ Tragen eines Kopftuches zum Tod einer jungen Frau geführt hat. Die iranische Sittenpolizei hat eben ganz genaue Vorstellungen davon, wie frau sich in der Öffentlichkeit zu kleiden hat. Sichtbare Haare sind dort unerwünscht. Sichtbare Frauen auch. Das alles finde ich unerträglich. Es ging mir also darum, empathisch Haltung zu zeigen und die sozialen Medien für mehr als nur Selfies zu nutzen. (Haben Sie gewusst, dass Fotos von Schuhen auf Instagram nun „Shoefies“ heißen und der neueste Trend sind? Nein? Jetzt wissen Sie’s leider.)
Worum es mir also ging? Ja eh, ich bin Künstlerin und daher naturgemäß narzisstisch veranlagt, normal gestört eben, … aber es ging mir ehrlich gesagt herzlich wenig um meine Person und herzlich viel um Bewusstheit für die Situation der iranischen Frauen. Was viele einfühlsame, aber auch einige seltsame Kommentare zur Folge hatte, wie ich den Post „besser“ hätte machen sollte: ich hätte besser ein Foto mit „Soll“-Zustand posten sollen, statt das Problem zu reflektieren. Ich hätte das Tuch nicht tragen, sondern verbrennen sollen. Oder ich hätte am besten gar nichts zu dem Thema posten sollen, weil es den Frauen dort eh nichts bringt. Der Fokus lag also plötzlich auf mir und dass bzw. wie ich meine Anteilnahme zeige, statt auf den unhaltbaren Umständen. Wie gibt’s das? Dass wir anderen ständig sagen, wie sie zu denken, handeln und zu posten haben? Dieser Klugscheißer-Zwang, zu korrigieren und zurechtzuweisen. Es gibt Menschen, die finden in jeder Suppe ein Haar. Weil sie davorsitzen und so lang mit dem Kopf schütteln, bis eines reinfliegt. Vorschlag: wäre es nicht viel superer, diese Energie in die konstruktive Veränderung von tatsächlichen Missständen zu legen?
#superervorschlag #MahsaAmini #IranProtests2022
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, September 2022
Ok, ich mach’s …
Die Bundespräsidentschaftswahl wird eine reine Männersache. „Na geh“ sagen die einen, „Oje“ oder „Wurscht“ die anderen. Es ist allerdings bemerkenswert, dass … Die Bundespräsidentschaftswahl wird eine reine Männersache. „Na geh“ sagen die einen, „Oje“ oder „Wurscht“ die anderen. Es ist allerdings bemerkenswert, dass es das erste Mal seit 1980 ist, dass keine Frau auf der Kandidatenliste steht, obgleich es inzwischen die Kandidat:innenliste ist. Die weibliche Hälfte der Bevölkerung wird also auf dieser Liste nicht abgebildet. Aber warum? Hier kann man nur mutmaßen. Mangelnde Frauenförderung politischer Parteien.
Oder: Weil es eben noch keine gesetzliche Frauenquote gibt.
Oder: Frauen wollen das eh nicht bzw. Frauen wollen sich das eh nicht antun.
Oder: Frausein ist nicht genug Programm, es gibt halt keine gute Kandidatin.
Oder: Frauen sind weniger sichtbar und dadurch weniger mächtig.
Oder: Frauen unterstützen sich gegenseitig zu wenig.
Oder: Männer unterstützen Frauen zu wenig.
Oder: Es zählt doch nur die Kompetenz und nicht der Testosteronspiegel.
Oder: Frauen sind nicht depat genug für dieses Amt.
Oder: Frauen sind zu depat für dieses Amt.
Oder: Egal, der Amazonasdelfin stirbt aus!
Studien ergeben, dass Minderheiten in einer Gruppe erst dann eine Stimme bekommen, wenn ihr Anteil mind. 30 Prozent beträgt. Sind Frauen eine Minderheit? Antwort: Nein. Werden sie häufig als solche behandelt? Antwort: Ja. Sind Frauen und Männer in der Öffentlichkeit gleich stark repräsentiert? Antwort: Hahaha! Ok, ich mach’s. Naja, als Kabarettistin schreckt mich der Begriff „Quotenfrau“ nicht, ich bin (bissi) älter als 35 und ich habe am 9. Oktober Zeit. Wie, ich dürfte dann nebenher keinen anderen Beruf ausüben?! Hoppala, jetzt hab ich mich im Kalender verschaut, ich muss am 9. Oktober doch … woanders hin. Hiermit ziehe ich meine Kandidatur zurück und wünsche 1.) uns allen in Zukunft mehr sichtbare Frauen 2.) dem Amazonasdelfin das Beste!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, August 2022
Darf man glücklich sein in einer unglücklichen Welt?
Das frage ich mich dieser Tage: darf ich glücklich sein in einer unglücklichen Welt? Darf ich? Oder muss ich ... vielleicht sogar? Kann ich … Das frage ich mich dieser Tage: darf ich glücklich sein in einer unglücklichen Welt? Darf ich? Oder muss ich ... vielleicht sogar? Kann ich … anderen nicht vielleicht sogar noch besser helfen, wenn ich in meiner eigenen Kraft bin? Kann mein tiefes Vertrauen andere mittragen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich lache oder Menschen zum Lachen bringe, während andere weinen? Kann ich in mir ruhen und gleichzeitig voll Mitgefühl für andere sein? Darf man sich ob der Weltentragik zornig und überfordert fühlen und dennoch zutiefst dankbar für das eigene Leben sein? Kann ich innen still bleiben und außen laut werden? Für Frieden, für Gleichheit, für Menschenrechte. Darf ich mich über die große weltweite Hilfsbereitschaft für die Ukraine unglaublich freuen und gleichzeitig traurig und wütend, sein, dass einige Politiker Flüchtende offenbar nicht gleichbehandeln, sondern je nach Pass und Hautfarbe in „helfenswert“ oder eben „nicht helfenswert“ einteilen. Wohin mit all meinen Gefühlen? Darf ich bitte ausflippen, wenn ich in den News höre, dass Aufrüstung die Lösung sein soll (hat ja bis dato ursuper funktioniert, vom Faustkeil bis zur Bombe - eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt verlängert werden sollte. Ironie off.) Soll ich alles tun, was ich tun kann, um die Welt ein Stückchen besser zu machen? Habe ich als erwachsener Mensch verdammt noch einmal die Aufgabe, für Frieden in mir selbst zu sorgen, in meinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen?! Müssen wir alle Feminist:innen und Pazifist:innen sein in dieser patriarchalisch-strukturierten Welt? Darf ich unglücklich sein, dass die Welt unglücklich ist und mich trotzdem immer wieder für mein eigenes Glück entscheiden? Ich denke und hoffe: JA.
Ist Krieg eine Antwort auf irgendetwas? NEIN.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juli 2022
C´est la Wien
Ich liebe es, mit offenen Ohren durch die Wiener Innenstadt zu flanieren und Wortfetzen aufzuschnappen, kurz einzutauchen in … Ich liebe es, mit offenen Ohren durch die Wiener Innenstadt zu flanieren und Wortfetzen aufzuschnappen, kurz einzutauchen in eine fremde Lebenswelt. Zwei süße Teenies gehen vor mir, sie zu ihm „Oma und Opa sind die besten. Ich versteh mich total gut mit Oma und Opa. Ich fahr urgern zu Oma und Opa! Wenn ich Oma und Opa nicht hätte. Oma und Opa …“ und ich frage mich, wie oft man „Oma und Opa“ sagen muss, um verständlich zu machen, dass es um Oma und Opa geht. Ein „sie“ oder „die beiden“ wäre doch auch durchgegangen. Naja, ich freue mich für Oma und Opa und spaziere weiter. Eine Dame mit Tschick und weißem G´spritztem hängt im Eck eines Gastgartens herum und lamentiert „Boid kost da Liter Benzin 3 Euro, I scheiß mi an …!“, ich gebe ihr innerlich recht und gehe beschwingten Schrittes weiter. Zwei Mädels sitzen auf´s Handy starrend auf einer Parkbank und schreien hysterisch „Oh my god, that´s Edward Norton, I love him so much, Edward!“, ich freue mich über ihren guten Geschmack und spaziere weiter. Ein entzückender alter Herr geht an mir vorbei, er lüftet lächelnd seinen Hut: „Ich schaue Sie so gern auf´m Fernseher an!“, oh du herrlicher Alt-Wiener Charme! Nur wenige Schritte weiter grölt eine Gruppe junger kärntner Fußballer in einem Cafe lautstark „Layla heißt die Puffmutter“, ich stutze, google die Textzeile und finde heraus: das ist grad ein Ballermann-Hit. Von einfachem Text mit gängiger Melodie lese ich da, von Liebe in der Luft. Puffmama Layla ist schöner, jünger, geiler. „#MeToo“ scheint Jahrhunderte entfernt zu sein. Bei meiner Geburt gab es für meine Eltern zwei Vornamen zur Auswahl, Layla oder Nadja. Noch nie war ich so froh über meinen Namen, wie in diesem Moment. Ich gehe raschen Schrittes weiter, aber mit weichen Knien. Wien ist eben alles. C´est la Wien!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juni 2022
Sei einfach du selbst!
Nette Aufforderung, fatale Anweisung oder Unmöglichkeit? Gehen wir mal die Optionen durch:
1) Option nette Aufforderung: Was passiert, wenn … Nette Aufforderung, fatale Anweisung oder Unmöglichkeit? Gehen wir mal die Optionen durch:
1) Option nette Aufforderung: Was passiert, wenn man sich stundenlang in den (Un)Tiefen sozialer Medien verliert? Man vergisst sich selbst. Und was passiert, wenn man sich den kleinen Zeh an der Bettkante anhaut? Da erinnert man sich wieder an sich selbst. Auf eine unerfreuliche Weise, aber zumindest spürt man sich selbst wieder. „Sei du Selbst“ könnte also in diesem Zusammenhang bedeuten: öffne doch endlich wieder mal das echte window und scroll dich analog durch die ungefilterte reality!
2) Option fatale Anweisung: Wenn der eigene Schatz laut furzend am Sofa sitzt, sich die Zehennägel ebendort schneidet und dabei ausländerfeindliche Witze grölt, mit der banalen Erklärung „DU hast letztens g´sagt, ich soll einfach ich selbst sein. Na bitte, so bin ich selbst!“, dann empfiehlt sich eine drastische Kurskorrektur: „Ich nehme alles zurück, bitte sei um Gottes Willen alles, nur nicht du selbst!“
3) Option Unmöglichkeit: impliziert „Sei du selbst!“ denn nicht, dass es ein wahres und ein falsches Selbst gäbe? Ermöglicht das denn nicht faule Ausreden wie „Ja, Herr Inspektor, es stimmt, ich habe den Mann verprügelt, aber ich bin vor kurzem von einem Wolf gebissen worden und seitdem muss ich bei Vollmond immer alle verprügeln. Glauben Sie mir, da war ich nicht ich selbst.“ Ist man denn nicht immer man selbst (mit Licht und Schatten) und sollte man denn nicht alles, was man tut und sagt, in die eigene Verantwortung nehmen? (außer man wird von einem Werwolf gebissen, da kann echt niemand was dafür!)
Das Gesamtkunstwerk „Selbst“ verändert sich natürlich beständig! Könnten wir uns also nicht öfter mal fragen „Wer möchte ich sein?“ – furzender Werwolf oder leiwander Sofasurfer?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Mai 2022
Der Mensch ist des Menschen Wolf Nudlaug!
In letzter Zeit bin ich oft mit dem Zug gefahren. Mit Verspätungen arrangiert man sich. Womit ich mich hingegen nicht … In letzter Zeit bin ich oft mit dem Zug gefahren. Mit Verspätungen arrangiert man sich. Womit ich mich hingegen nicht so gut arrangieren kann, ist eine Sache ... also diese Sache, und jetzt frage ich Sie: bin ICH komisch oder die anderen? Also, was mich wirklich nervt, ist diese Unart, in einem vollen Abteil ungeniert mit voller Lautstärke durch seine musikalisch unterlegten social media & Tik Tok Videos zu scrollen. Ich sitze also im Zug, freue mich auf mein Buch in Kombination mit einer an mir vorüberziehenden bezaubernden österreichischen Landschaft und einem überteuerten ÖBB-Kaffee, und dann hämmert ein anstrengender Sound nach dem anderen durch´s Abteil, und wir alle wissen: das sind ja meist keine flauschigen Songs zum Träumen, oh nein! Ein nerviger Techno-Remix jagt den anderen. Ich sitze daneben und denke mir. „Ähm, da gibt es doch diese neumodischen kleinen Dinger, die man sich in die Ohren steckt, ok die sind noch nicht sooo bekannt, meine Güte, wie heißen die noch mal, irgendwas mit Kopf und Hörern oder so! Ah, jetzt fällt es mit ein: Nimm Kopfhörer, du Nudlaug!“. Noch so ein Zug-Highlight: das Smartphone auf Lautsprecher stellen und großzügigerweise den gesamten Zug am eigenen superspannenden Dialog teilhaben lassen.
Er: „Mama, ich komm heut ein bisserl später heim, der Zug hat Verspätung.“.
Seine Mama: „Was?“
Er (schreiend): „Ich komm heut ein bisserl später heim, der Zug hat Verspätung!“.
Mama (auch schreiend): „Oje, wann kommst denn dann?“.
Er: „Eine Stunde später!“.
Mama: „Oje!“
Er: „Ja!“.
Mama: „So spät?”
Er: „Ja, urspät!”
Mama: „Na geh!“.
Er: „Ja!“.
Mama: „Blöd!“.
Er: „Ja, urblöd!“.
Ich: „Nimm Kopfhörer, du Nudlaug!“.
Mein Vorschlag: neben dem Ruhe-Abteil zusätzlich noch ein Nudlaugenfreies-Abteil.
Was halten Sie davon?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2022
Oster-Tiere
Alle reden zu Ostern nur über den Osterhasen. Das ist in Ordnung, aber eigentlich schade. Denn da gäbe es noch so viele andere spannende … Alle reden zu Ostern nur über den Osterhasen. Das ist in Ordnung, aber eigentlich schade. Denn da gäbe es noch so viele andere spannende Viecherl, die unsere Aufmerksamkeit verdienen würden! Da wäre zum Beispiel der chinesische Oster-Hund, der nicht mal mehr zum Pinkeln außer Haus darf und dessen verzweifeltes Herrchen ihm einen Kunstrasen im Wohnzimmer auflegen muss. Oder die französische Oster-Krabbe, die ja bekanntlich nur seitlich laufen kann, im derzeitigen Fall seitlich nach rechts außen. Sachen gibt´s! Oder die Oster- Friedenstaube, die seit Wochen einen Landeplatz über Europa sucht, leider vergebens. Da wäre noch die russische Oster-Ölsardine, die erleichtert ist, dass Pflanzenöle von internationalen Ölembargos ausgenommen sind. Nicht zu vergessen der finnische Oster-Eisbär namens Jääkarhu, der sich mit seinem weißen Fell immer neutral an die weiße Landschaft angepasst hat, der jetzt aber nervös einen Beitritt zu einem internationalen Zusammenschluss demokratischer Bären erwägt.
Oder der nordamerikanische Oster-Waschbär, der ein Vorbild für viele Tiere ist. Warum? Weil seine niedliche Fellzeichnung im Gesicht wie eine Maske aussieht. Fast hätte ich das Oster-Kamel vergessen, das sich dieser Tage gemeinsam mit Saharastaub auf den Weg nach Mitteleuropa macht, um dort mit rotem Regen vom Himmel zu fallen. Es wird also nicht Katzen und Hunde, sondern Kamele regnen. Das wird … laut. In Österreich gibt es noch das türkise Oster-Chamäleon, das sich an jegliche Umgebung anpassen kann. Die frustrierte, häufig alkoholisierte Oster-Cobra und die Wiener Oster-Schnecke, die von vielen um ihre immer noch leistbare Eigentumswohnung beneidet wird. Oh, fast hätte ich den syrischen Oster-Wanderfalken vergessen, aber der wurde ohnehin schon lange von allen vergessen.
Frohe Ostern!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2022
Darf man glücklich sein in einer unglücklichen Welt?
Das frage mich dieser Tage: darf ich glücklich sein in einer unglücklichen Welt? Darf ich? Oder muss ich vielleicht sogar? Kann ich … Das frage mich dieser Tage: darf ich glücklich sein in einer unglücklichen Welt? Darf ich? Oder muss ich vielleicht sogar? Kann ich anderen nicht vielleicht sogar noch besser helfen, wenn ich in meiner eigenen Kraft bin? Kann mein tiefes Vertrauen andere mittragen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich lache oder Menschen zum Lachen bringe, während andere weinen? Kann ich in mir ruhen und gleichzeitig voll Mitgefühl für andere sein? Darf man sich ob der Weltentragik zornig und überfordert fühlen und dennoch zutiefst dankbar für das eigene Leben sein? Kann ich innen still bleiben und außen laut werden? Für Frieden, für Gleichheit, für Menschenrechte. Darf ich mich über die große weltweite Hilfsbereitschaft für die Ukraine unglaublich freuen und gleichzeitig traurig und wütend, sein, dass einige Politiker Flüchtende offenbar nicht gleichbehandeln, sondern je nach Pass und Hautfarbe in „helfenswert“ oder eben „nicht helfenswert“ einteilen. Wohin mit all meinen Gefühlen? Darf ich bitte ausflippen, wenn ich in den News höre, dass Aufrüstung die Lösung sein soll (hat ja bis dato ursuper funktioniert, vom Faustkeil bis zur Bombe - eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt verlängert werden sollte. Ironie off.) Soll ich alles tun, was ich tun kann, um die Welt ein Stückchen besser zu machen? Habe ich als erwachsener Mensch verdammt noch einmal die Aufgabe, für Frieden in mir selbst zu sorgen, in meinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen?! Müssen wir alle Feminist:innen und Pazifist:innen sein in dieser patriarchalisch-strukturierten Welt? Darf ich unglücklich sein, dass die Welt unglücklich ist und mich trotzdem immer wieder für mein eigenes Glück entscheiden? Ich denke und hoffe: JA.
Ist Krieg eine Antwort auf irgendetwas? NEIN.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Februar 2022
Rettung naht!
1985 feierten Rettungsschwimmer in New Orleans ihre erste Bade-Saison ohne Ertrunkene. Die Pool-Party lief super, bis … 1985 feierten Rettungsschwimmer in New Orleans ihre erste Bade-Saison ohne Ertrunkene. Die Pool-Party lief super, bis die Leiche eines 31-Jährigen an einem Ende des Schwimmbeckens gefunden wurde. Von den zweihundert Gästen waren über die Hälfte Rettungsschwimmer. Ob diese Geschichte stimmt? Sagen wir mal, das ist jetzt wurscht. Was sie mir persönlich veranschaulicht, ist, dass a) das Leben wie ein Überraschungs-Ei ist b) Gott Humor hat c) Gott aber auch eine ziemliche Krätzn sein kann. Wie? Sie meinen, ich soll Gott aus dem Spiel lassen, Stichwort Selbstverantwortung? Guter Punkt. Das Leben scheint mir ein wilder Mix zu sein aus „Du bist Steuermann/frau deines Lebens“ und „shit happens einfach!“ Alles, was ich tue (nicht zu verwechseln mit: alles, was mir passiert), ist meine Verantwortung. Aber alles, was ich nicht tue, ist wohl auch meine Verantwortung (nicht zu verwechseln mit: Schuld) Ich z. B. habe heute keine Schokolade gegessen. Gute Tat oder unterlassene Hilfeleistung? Ist Karma eine moralische Lebensbilanz? Notiert der liebe Gott Ihre Taten auf einer Pro-Contra-Liste und serviert Ihnen am Ende die Rechnung? „Hahaa, Nadja, du hast Schokolade gegessen, deshalb bestrafe ich dich jetzt mit plus 2 Kilo. Und zwar genau dort, wo´s besonders schiach ist. Hahaa!“ Oder habe ich 2 kg mehr auf der Waage, einfach weil Schokolade fett macht und ich sie trotzdem gegessen habe? Gibt es Kriege, OBWOHL wir reife, mitfühlende und bewusste Wesen sind, oder weil wir es eben noch nicht sind? Zwingt uns irgendjemand zu glauben, Krieg hätte auch was Positives und sei unvermeidlich? Zwingt uns jemand, zu glauben, manche Menschenleben seien mehr wert als andere? Zwingt uns jemand, Schokolade zu essen? Mögen wir füreinander Rettungsschwimmer mit offenen Augen und Schwimmflügerl sein!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2022 (2)
Vegan mit ohne Kuh
Neulich im Geschäft, ich begutachte eine hübsche Geldtasche. Ein Etikett mit der Aufschrift „vegan“ baumelt an der Seite herunter. Ich vergewissere mich … Neulich im Geschäft, ich begutachte eine hübsche Geldtasche. Ein Etikett mit der Aufschrift „vegan“ baumelt an der Seite herunter. Ich vergewissere mich beim kompetent wirkenden Verkäufer, dass die Börse auch wirklich vegan ist, seine begeisterte Antwort: „Ja klar, das ist echtes Kuhleder!“. Ich stutze und erwidere mit äußerst ruhiger Stimme „Aber vegan bedeutet doch, ohne jegliches tierisches Produkt!“. Daraufhin seine bestechend logische Antwort „Naja, schauen Sie, die Börse ist aus Kuhhaut, aber die Kuh isst ja kein Fleisch, sie ist vegan. Daher ist auch die Börse vegan!“.
Er sieht mich leicht genervt an, ich kann seine Gedanken lesen: „Was für eine ungebildete sture Kundin.“ Ich verharre kurz in Andacht ob dieses wunderschönen Augenblicks, Zeit und Raum scheinen stehenzubleiben. Ehrfurcht überkommt mich. Gott MUSS sich bei all dem was überlegt haben, anders gibt´s das nicht. Dann schaue ich mich um, ob ich irgendwo eine versteckte Kamera entdecken kann. Kann ich nicht. Ich bedanke mich höflich und schwebe leicht benommen aus dem Geschäft. Ob Aliens unter uns existieren?
Ich habe keine Zweifel mehr, sie tarnen sich als freundliche Geldtaschenverkäufer. In seinem Kopf hat seine Aussage bestimmt Sinn gemacht, aber außerhalb seines Kopfes eher nicht. Das blöde bei blinden Flecken ist, dass sie tatsächlich blind sind. Und uns blind für unsere Blindheit machen. Schlimm genug, dass wir vieles nicht wissen, noch schlimmer ist, dass wir ja gar nicht wissen, dass bzw. was wir nicht wissen. Ich habe mich mit dem Gedanken angefreundet, meine alte (tatsächlich vegane) Geldbörse bis an mein Lebensende zu benutzen. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, werde ich lächelnd an meinen lieben Alien-Freund im Taschengeschäft denken müssen. Und an vegane Kühe.
Alles macht Sinn, oder?!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2022 (1)
Vorsätze und Fingernägel brechen leicht!
Laut Wikipedia bezeichnet „Vorsatz“ den Willen zur Tatbestandsverwirklichung in Kenntnis aller … Laut Wikipedia bezeichnet „Vorsatz“ den Willen zur Tatbestandsverwirklichung in Kenntnis aller objektiven Tatumstände einschließlich der Kausalitätsbeziehungen. Im Klartext: Ich würde urgern Laufen gehen, weil ich theoretisch Kenntnis darüber habe, dass eine objektive Kausalität zwischen Sport und Gewicht besteht, was für mich persönlich bedeutet: move your ass, now! Wissen und Wollen müssen zamkommen, dann könnt´s klappen mit der Bikinifigur 2022.
Das neue Jahr wird gut. Oder auch nicht. Das werden wir am Ende des Jahres besser beurteilen können. Bis dahin wünsch ich Ihnen Metta. Nein, nicht Lametta (obwohl Metta auch glitzert) sondern nur Metta, ohne La. Metta, eine buddhistische Grundhaltung, bedeutet so viel wie Freundlichkeit, Güte. Also eine wohlwollende Haltung uns selbst und anderen gegenüber (zugegeben ein sehr ungewöhnliches Konzept für den grantigen Wiener!). Ach du meine Güte, stellen Sie sich konstruktive Tv-Diskussionen vor, respektvolle politische Debatten, friedliche Familienfeiern, freundliche Begegnungen auf der Straße – eine Utopie!
Aber die macht mir ehrlich gesagt weniger Kopfzerbrechen als die derzeit so oft zitierte Dystopie der Korruption und Unterdrückung. Also wenn schon ein Traum, dann lieber Wunsch statt Alp. Ich sag´s wie´s ist: ich werde trotz Metta auch im neuen Jahr die eine oder andere Gelse erschlagen, aber im Großen und Ganzen bin ich schon sehr für Freundlichkeit. In der Metta-Meditation schickt man sich und anderen wohlwollende Wünsche, und das möchte ich hier auch tun: Möge es Ihnen gut gehen im neuen Jahr. Mögen Sie gesund sein. Mögen Sie frei von Sorgen sein. Was uns das neue Jahr bringen wird? Auf jeden Fall gebrochene Vorsätze und hoffentlich viel Metta. Wegen dem inneren und äußeren Frieden warat´s.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2021 (2)
Was wir Menschen alle gemeinsam haben:
– wenn wir Mohn essen, pickt er uns danach zwischen den Zähnen
– Menschen mögen Musik
– wir scheuen uns, … – wenn wir Mohn essen, pickt er uns danach zwischen den Zähnen
– Menschen mögen Musik
– wir scheuen uns, in einer großen Runde das letzte Kuchenstück zu nehmen
– niemand findet sich MIT Wimmerln im Gesicht schöner als ohne
– alle Menschen atmen
– niemand mag Flöhe (außer Flöhen)
– jeder genießt Umarmungen von heißgeliebten Personen
– wenn man sehr dringend auf die Toilette muss, ist alles andere wurscht
– das quietschende Geräusch von Kreide auf der Tafel empfindet kein Mensch der Welt als entspannend
– alle Menschen haben ein Herz
– alle Herzen schlagen freundlicherweise von selber, ohne dass wir da was tun müssen
– der Anblick eines winzigen flauschigen Merino-Lämmchens kann niemandes Herz kalt lassen
– Koriander und Schlagermusik = Liebe oder Hass, dazwischen gibt es nix
– Hinfallen tut weh
– wir alle müssen trinken (von Wasser bis Gin Tonic, alles lebenswichtig!)
– die Sonne scheint für alle Menschen
– wir alle haben Gefühle
– alle Menschenleben sind gleich viel wert
– alle Menschen, die ein Twinni essen, fangen entweder mit der orangen oder grünen Seite an (alle anderen essen Cornetto)
– Menschen kommunizieren miteinander
– wir alle wollen glücklich sein
– kein Mensch speibt sich beim Anblick eines strahlend schönen Regenbogens vor Abscheu an
– wir alle müssen schlafen
– kein Mensch wünscht sich sehnlichst, von einem Kometen erschlagen zu werden
– Lachen macht uns glücklich
– Naturverbundenheit tut uns Menschen gut
– jeder Mensch will gesund sein
– jeder einzelne Mensch auf der Welt kennt den Song „last christmas“ von Wham!
– Menschen bestehen aus Zellen
– alle Menschen sind menschlich.
Wahnsinn eigentlich, wie viel wir alle doch gemeinsam haben!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2021 (1)
Winterzeit …
... Juhu! Was könnte man alles mit dieser gewonnenen Zeit anfangen? Eine ganze Stunde pro Tag mehr:
mit lieben Menschen plaudern, malen, ein gutes Buch lesen, … Juhu! Was könnte man alles mit dieser gewonnenen Zeit anfangen? Eine ganze Stunde pro Tag mehr:
mit lieben Menschen plaudern, malen, ein gutes Buch lesen, Blumen hegen, mit Kindern spielen, backen, meditieren, Sport machen, schmusen, Kunst und Kultur genießen, in der Natur sein, Musik hören, eine Gesichtsmaske auftragen, joggen, den alten Nachbarn beim Einkauf helfen, relaxen, Freude empfinden und so.
ODER eine Stunde pro Tag mehr: jammern. Zum Beispiel darüber, dass es höchste Zeit für Veränderung ist, im eigenen Leben und auf der Welt, aber es tut ja niemand was, wieso tut denn niemand was, da muss man doch was tun. Es gibt das psychologische Phänomen der „Verantwortungsdiffusion“ - man weiß, eine Veränderung steht dringend an, aber man denkt sich (bewusst oder unbewusst): „Ich mach nix! Obwohl ich´s vielleicht sogar könnte, aber wieso ausgerechnet ich? Jemand anderer wird´s schon erledigen!“
Die Grundannahme „Er/Sie/der Borkenkäfer/die Aliens sind an allem schuld“ ist so viel leichter! Wobei ich festhalten möchte: Mit Aliens kenn ich mich jetzt nicht sooo gut aus, aber Borkenkäfer sind tatsächlich an vielem schuld, die armen Fichten! Im Internet habe ich einen 3-Schritte Plan entdeckt: „Borkenkäfer erkennen, vorbeugen, bekämpfen“.
Ich bin geneigt, den Plan im Sinne der Selbstermächtigung auch auf mich selbst anzuwenden:
1.) mein owizahrerisches Jammern erkennen
2.) mit Bewusstheit vorbeugen und
3.) mit Schokokeksen (oder anderen sinnvollen Interventionen) bekämpfen. Auch wenn man sich oft wie der berühmte sinnlose Tropfen auf dem heißen Stein fühlt, ist es doch so:
steter Tropfen höhlt den Stein (und die Leber, aber das ist eine andere Geschichte).
In diesem Sinne ...
wünsche ich uns allen eine freudvolle und borkenkäferfreie gewonnene Stunde!
Carpe horam!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, November 2021
Ich seh, ich seh, was du nicht siehst – und das ist …
... schön. Einfach nur schön. Ich seh nämlich ein glückliches Publikum, wenn ich von der Bühne in den Zuschauersaal blicke. Offene, freudige Gesichter. Und das Publikum sieht auch was Schönes, nämlich glückliche BühnendarstellerInnen! Ich hatte letztens eine ...... schön. Einfach nur schön. Ich seh nämlich ein glückliches Publikum, wenn ich von der Bühne in den Zuschauersaal blicke. Offene, freudige Gesichter. Und das Publikum sieht auch was Schönes, nämlich glückliche BühnendarstellerInnen! Ich hatte letztens eine banale und doch große Erkenntnis: während man lacht, kann man sich keine Sorgen machen. Davor und danach schon, aber währenddessen – no way! Und wenn man miteinander lacht, dann kommt man sich fast so nah wie bei einer Umarmung, aber eben ohne körperliche Berührung. safe happyness!
„Wir brauchen pro Tag 4 Umarmungen zum Überleben, 8 Umarmungen, um uns gut zu fühlen, und 12 Umarmungen zum innerlichen Wachsen.“ Es warat wegen der Glückshormone! Na servas, wenn die berühmte Therapeutin Virginia Satir recht hatte, dann haben wir derzeit ein veritables Problem! Ich denke, schon vor Corona litten wir alle an Umarmungs-Unterversorgung, aber derzeit sind sichere Räume, in denen man miteinander lachend das Immunsystem stärken kann, besonders wichtig!
Das geht natürlich auch ganz ohne Bühne, nämlich mit verbalen Alltags-Umarmungen. Nette Gesten, ein Lächeln oder Komplimente ... die allerdings nicht immer im ursprünglich gut gemeinten Sinne ankommen: letztens strahlte mich eine Dame nach meinem Auftritt begeistert an: „Also, ich hatte davor Null Erwartungen, aber die haben sie alle erfüllt!“.
Nach einer kurzen Irritation habe ich mich freundlich bedankt. Ich glaube, ich weiß, was sie sagen wollte! Auch eine charmante Idee ist es, jemandes Portraitfoto zu loben mit den Worten „Wow, da siehst du toll aus. Wie eine fremde Person, gar nicht wie du sonst!“. Liebe ist nie ohne Schmerz, sagte der Hase und umarmte den Igel.
Mein Tipp: Umarmen Sie keinen Igel – gehen S´ stattdessen ins Theater!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Oktober 2021
Hilfe vor Ort
Mimi liegt nach einem schweren Sturz bewegungsunfähig am Boden ihres Wohnzimmers. Knapp vor der Ohnmacht ruft sie ihren Freund Kurt an und …Mimi liegt nach einem schweren Sturz bewegungsunfähig am Boden ihres Wohnzimmers. Knapp vor der Ohnmacht ruft sie ihren Freund Kurt an und bittet ihn mit letzter Kraft um sofortige Unterstützung, doch Kurt bietet ihr stattdessen etwas viel Besseres an: „Hilfe vor Ort“.
Er schickt ihr umgehend einen Brief, in dem er sein aufrichtiges Mitgefühl ausdrückt. Er fände es auf jeden Fall schlimm, dass Mimi gestürzt sei. Ja, er schickt sogar ein Pflaster mit! Wie lieb von Kurt. Er fragt nach, ob sie vielleicht irgendwelche Nachbarn hätte, die ihr helfen könnten (da gäbe es doch diese alte gehörlose Dame in der Nachbarwohnung, oder?) Er habe zwar durchaus Zeit, schreibt er, möchte aber dennoch lieber nicht persönlich vorbeikommen und helfen, da dies ein falsches Signal an Mimi wäre.
Sie und ihre Freunde könnten dann ja glauben, dass sie Kurt wegen jedem Schas anrufen dürften, das sei ja quasi ein Freifahrtschein, und das will Kurt nicht. Er versichert ihr jedoch wortreich, dass er alles tun würde, was in seiner Macht steht, um Mimis Situation zu erleichtern. Auch sei er sehr besorgt um die Sicherheit ihres Wohnzimmerbodens, doch er allein könne diese Situation ja nicht verbessern, da müsse man zusammenhalten, da müsse viel geschehen.
Dennoch sei er nicht der Meinung, dass er Mimi ins Krankenhaus bringen oder sie kurzzeitig bei sich zu Hause aufnehmen müsse, bis sie wieder selbstständig gehen könne, denn er habe doch schon so vielen Menschen geholfen, Nein nein, er habe sein Soll erfüllt. Und nicht alles liege in seiner Macht, schreibt Kurt. Herrje, er könne ja nicht die ganze Welt retten. Kurt verbleibt mit freundlichen Grüßen und versichert Mimi nochmals seiner Verbundenheit. Ob Mimi diesen Brief jemals erhalten hat? Ob Mimi immer noch am Boden liegt?
Fragen wir doch Kurt.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, September 2021
Ich werde nicht über’s Impfen schreiben …
... ganz sicher nicht. Ist ja derzeit Thema Nummer 1: Impfen, Spritzen, Tests, Immunität ... ich verspreche Ihnen und mir, dass ich …... ganz sicher nicht. Ist ja derzeit Thema Nummer 1: Impfen, Spritzen, Tests, Immunität ... ich verspreche Ihnen und mir, dass ich all dies nicht auch noch zum Thema meiner Kolumne machen werde. Es gibt doch so unendlich viele andere spannende Themen. Grapefruits zum Beispiel! Schmecken toll und sind gesund. Außer sie sind gespritzt. Oje. Gespritzt.
Neues Thema! Tierhaltung. Wahnsinn, all die Skandale über fürchterliche Zustände in Mastbetrieben, die derzeit auffliegen. Da geht mir als Vegetarierin echt das Geimpfte auf. Ähm. Neues Thema! Sommer in Wien. Wundervoll! Was haben wir für ein Glück mit unseren Grünflächen, letztens war ich ausgiebig im Wienerwald spazieren. Haben Sie schon mal was von der heilsamen Wirkung des „Waldbadens“ gehört? Das liegt an den botanischen Duftstoffen, die nachweislich unser Immunsystem stärken.
Oje. Meine Güte, dann schreib ich eben über Politiker, das geht immer. Bei manchen hat man wirklich den Eindruck, sie richten sich´s, wie sie wollen. Deshalb finde ich es nur allzu richtig, offen über politische Immunität zu diskutieren. Herrje, das kann doch nicht wahr sein. Neues Thema: die Hitze. Ich habe mir Gott sei Dank im Frühjahr eine Klimaanlage gekauft. Ich empfehle Ihnen, da nicht zu sparen. Ich habe mich im Vorfeld genau informiert und mich für den unumstrittenen Test-Sieger ... entschieden.
Oje, Test. Themenwechsel: ich steh total auf die Wiener Sprache. Für ein süddeutsches Feuilleton sollte ich mein Lieblings-Schimpfwort bestimmen. Ich entschied mich für O´zwickta/e. Bin ja selber eine Betroffene! Ja, das können wir WienerInnen, schimpfen! Oh nein, Sch – impfen. Ok, letzter Versuch: Katzen sind lieb. Sehen Sie, ich habe es geschafft! Geht doch! Wenn man will, geht alles. Glaube ich.
Bleiben Sie gesund!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, August 2021
Ich wär so gern barfuß über die Wiese gegangen, ABER ...
... sie hätte voller Scherben, Bienen und Hundegacksi sein können. Deshalb …... sie hätte voller Scherben, Bienen und Hundegacksi sein können. Deshalb bin ich mit Sandalen drübergelatscht und habe mich mit dem Kitzeln der Grashalme auf meinen Zehen begnügt. Fad aber safe. So, wie wir alle unsere Tage viel zu oft verbringen: fad aber safe. Nix gegen Sicherheit, aber ein bisserl Adrenalin hie und da schadet niemandem.
Gott sei Dank bin ich im Laufe meines Lebens auch das eine oder andere Wagnis eingegangen: zum Beispiel Fallschirmspringen. (Mindestgröße ist 1,40 m. Ging sich knapp für mich aus 🙂 Ich vorne hängend wie ein nasser Sack mit Puls 180, hinten der gutgelaunte Tandem-Master mit Nerven aus Stahl. Der anfänglichen Todesangst folgte ein enormes Glücksgefühl und ich wollte nie wieder landen! Noch Monate danach dachte ich mir bei jeder Herausforderung „Wurscht! Nadja, du bist auf 4000 Höhenmetern mutig und leichtfüßig aus einem Flugzeug gehüpft (zitternd geplumpst wäre wahrheitsgetreuer, doch das wollen wir an dieser Stelle großzügig ignorieren), du kannst alles schaffen!“.
Aber kann man es auch übertreiben mit der Adrenalinsucht? Yep. Der britische Unternehmer Richard Branson ist kürzlich mit seinem eigenen Raumschiff in den Weltraum geflogen. Damit kam er seinem Konkurrenten Jeff Bezos neun Tage zuvor. Es drängt sich der Verdacht des Längenvergleichs auf. Wer hat den größeren? Raketenflugkörper.
Sie machen gerne Urlaub in Kroatien? Pff, wie altmodisch. Weltraumtourismus ist das neue Must-Do. Die Erde 4 Minuten lang aus einer Höhe von 80 km bewundern, sich davon überzeugen, dass sie doch keine Scheibe ist, dann sanft in New Mexico landen. Wieviel wäre Ihnen das wert? Kleiner Hinweis: es kostet ein bisschen mehr als ein Fallschirmsprung im Waldviertel. Aber egal, oben ist oben.
Hauptsache Adrenalin!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juli 2021
Unglück im Glück
Es ist 19:42 und ich sitze auf meiner Terrasse. Die Vögel zwitschern (fast schon aufdringlich, meine Güte, wie gut kann man drauf sein!), die letzten Sonnenstrahlen …Es ist 19:42 und ich sitze auf meiner Terrasse. Die Vögel zwitschern (fast schon aufdringlich, meine Güte, wie gut kann man drauf sein!), die letzten Sonnenstrahlen ... erhellen den klaren Himmel und irgendwie ist alles grad ziemlich ok. Ich nehme einen Schluck Kaffee und kann mir gar nicht vorstellen, wie blöd die Welt da draußen mitunter sein kann. Ooom, mein kleines feines Leben. Obszöne Politikerchats? Gender-Pay-Gap? Comeback von schiachen 80-er Jahre Frisuren?
Bitte nicht jetzt. Bitte eine kleine Pause. Jetzt gerade nur Terrassenfrieden. Und eine köstliche Schokopraline. Das auch noch, also jetzt übertreibt sie´s wirklich, die Maleh! Mich überkommt ein schlechtes Gewissen: darf man das überhaupt, einfach happy herumsitzen? Heißt es dann nicht: Und was ist mit den Unglücklichen, du Ego-Funsn?! Während ich eine gescheite Antwort auf diese dramatische Frage suche, landet eine Hummel auf meinem Mac und holt mich freundlicherweise vom problematischen Gedankenwälzen ins glückliche Hier und Jetzt zurück. Wussten Sie, dass Hummeln rückwärts fliegen können?
Aber, dass sie nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich gar nicht fliegen könnten, ist eine populäre Legende. Da hat sich in den 1930-er Jahren jemand einfach verrechnet, und heute erzählt man sich diese Parabel immer noch. Weil sie motiviert, mutig über sich selbst hinauszuwachsen! Die Überwindung von Unglück liegt in der menschlichen Natur. (Ok, Furzen auch, aber das interessiert uns hier nicht.) Muss man glücklich sein? Nein. Will man unglücklich sein. Auch nein. Also was jetzt? „Ob wir uns elend oder glücklich fühlen – der Arbeitsaufwand ist derselbe!“, für diesen genialen Satz möchte ich Francesca Reigler feiern! Inzwischen ist es dunkel, ich nehme eine Schluck Kaffee und bin immer noch glücklich.
Einfach so.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juni 2021
Pfingsten kindgerecht erklärt (oder auch nicht)
Googeln Sie bitte mal „Die Bedeutung von Pfingsten Kindern erklären“. Also, wenn man mir das als Kind SO erklärt hätte, ich hätt 2 Wochen lang nicht schlafen können! Was red ich, 2 Jahre! …Googeln Sie bitte mal „Die Bedeutung von Pfingsten Kindern erklären“. Also, wenn man mir das als Kind SO erklärt hätte, ich hätt 2 Wochen lang nicht schlafen können! Was red ich, 2 Jahre! Es geht los mit: „Der Heilige Geist erschien den Aposteln als Flammen aus Feuer.“ Dazu hätte die kleine Nadja damals durchaus ein paar Fragen gehabt: 1) Gibt es Flammen, die nicht aus Feuer sind? 2) Kann das mit den Flammen auch mir passieren? Zum Beispiel, wenn ich grad mit meinem Puppenhaus spiele? Oder nasenbohre? Oder schlafe?? Hilfe!!!
3) Gibt es einen Unheiligen Geist und wenn ja, als was erscheint der? Als ein Barbapapa vielleicht, die können sich ja eh in alle möglichen Formen verwandeln! Na gut, weiter im Text: „So konnten sie den Heiligen Geist sehen und allen von Jesus und Gott erzählen.“ 4) Woher wussten die Apostel, dass die Flammen heilig und nicht einfach nur stinknormal waren? 5) Allen? Haben die das im Fernsehen gesagt? Oder im Radio? Oder ganz viele Faxe geschickt? (Zur Erklärung: meine Kindheit war in den 70-er Jahren. Mit Calimero und Testbild und gesunden haarigen Äpfel namens Kiwis, die uns ins Jausensackerl untergejubelt wurden. Herrlich eigentlich!)
Zurück zur kindgerechten Erklärung: „Da nun alle Menschen über Jesus redeten, nennt man Pfingsten den Geburtstag der Kirche!“
6) Kriegt die Kirche heute eine Geburtstagstorte? 7) Krieg ich heute eine Torte? 8) Krieg ich wenigstens einen Toast Hawaii? 9) Wenn ich groß bin, kann ich dann Apostel werden?
Heute weiß ich: der Heilige Geist lässt Menschen einander als Brüder und Schwestern erkennen. Gut, dass wir uns das an Pfingsten immer wieder bewusst machen, denn es scheint, dass wir diese Tatsache unterm Jahr gern mal vergessen. Frohe Pfingsten (ganz ohne Feuerflammen und Kiwis!)
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Mai 2021
Der Elefant im Raum
Der „elephant in the room“- Anglizismus bezeichnet ein offensichtliches Problem, das zwar mitten im Raum steht, aber dennoch …Der „elephant in the room“- Anglizismus bezeichnet ein offensichtliches Problem, das zwar mitten im Raum steht, aber dennoch von den Anwesenden nicht angesprochen wird. Oder werden kann. “kitty in the room” wäre eine deutlich süßere Metapher, “snake in the room” ziemlich beängstigend und “fish in the room“ einfach nur absurd.
Nehmen wir mal an, der Vorname unseres Elefanten lautet „Macht“, der Nachname „Missbrauch“. Und er steht im politischen Raum herum. Und wir tun so, als würden wir ihn nicht sehen. Warum? Ratlosigkeit? Ohnmacht? Kurzsichtigkeit? Überforderung? Wir nehmen im großen System (und nein, Politik ist kein göttliches Prinzip) so manches hin, was wir in unserem kleinen Leben eher nicht durchgehen lassen würden. Da können wir nämlich durchaus angemessen und vernünftig reagieren: Wenn Ihr Kindermädchen zum Beispiel mit Ihrem Laptop statt mit Ihrem Kind spazieren geht, würden Sie es kündigen. Wenn Ihnen der Wurstverkäufer statt der gewünschten 20 dag frischer Extrawurst drei alte verranzte Wurschtplattln hinknallt, würden Sie ihm den Vogel zeigen.
Wieso ist uns dieser natürliche und gesunde Instinkt bei einigen Politiker*innen augenscheinlich verlorengegangen? (Oder bin ich die einzige, die sich regelmäßig fragt: “Wieso dürfen die das?“) Was wir im Laufe unseres Lebens zur Genüge lernen: wie man sich anpasst. Was wir vielleicht nicht gut genug lernen: wie man sich widersetzt. Am besten gewaltfrei und da, wo es Sinn macht. Alter Wurst sollte man sich durchaus widersetzen, bei Regen hingegen macht das wenig Sinn. „Es regnet, empört euch!“ zu rufen, wäre depat. Ein Volksbegehren gegen die Schwerkraft auch. Aber bei korrupten und/oder inkompetenten Politiker*innen gäbe es doch durchaus differenzierten Reaktions-Spielraum. Weil´s eben nicht Wurscht ist!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2021
Hallo, mein Name ist Nadja und ich bin intolerant
Ich gehöre jetzt zu den Anonymen Intoleranten. Also, seit gerade eben gar nicht mehr so anonym, aber dennoch intolerant. Bei Gluten wird das „e“ betont, und dieses deppate …Ich gehöre jetzt zu den Anonymen Intoleranten. Also, seit gerade eben gar nicht mehr so anonym, aber dennoch intolerant. Bei Gluten wird das „e“ betont, und dieses deppate. Gluteeeeen geht sich für meinen Körper leider nicht mehr aus. Woran ich es bemerkt hatte? Naja, ich war zwar nie eine Fitness-Expertin, mutierte aber im letzten Jahr zur Fettness-Expertin und finde das gar nicht mal so toll. Also: Adieu Brot, Nudeln und Kekse.
Ja, es gibt all das auch in glutenfreier Version. Kann man, muss man aber nicht. Ob mein glutenfreies Leben trotzdem schön ist? Eh! Aber intolerant zu sein ist anstrengend, für alle Beteiligten. Für mich, weil ich jetzt auf viele leckere Nahrungsmittel verzichten muss UND für das arme Gluten, weil es sich bestimmt von mir abgelehnt fühlt. Eine Intoleranz ist eine Unverträglichkeitsreaktion. Bei Gluten ist die Sache relativ klar: tut mir nicht gut, lass ich weg. Aber wie sieht das mit anderen Intoleranzen aus?
Da gibt es z.B. die Vorurteils-bezogene Intoleranz: „Ich kenn zwar kein einziges Gluten persönlich, aber sie machen mir Angst. Weg damit!“. Dann gibt es die intuitive Intoleranz: „Gluten ist blöd und hat kein Recht zu existieren. Ist nur so´n diffuses Gefühl, aber mein Gefühl täuscht mich nie!“ Und dann ist da noch die skeptische Intoleranz:“ In diesem Wort steckt weder ein „a“ noch ein „i“ geschweige denn ein „o“. Daraus folgt, das kann nur ein Schas sein.“
Vielleicht dürfen wir mehr darüber nachdenken, WARUM wir bestimmte Dinge ablehnen. Liegt es an der rigorosen Verweigerung eines rationalen Diskurses, oder an der Ablehnung von allem, was anders ist als man selber. Ich persönlich bin ja intolerant gegen Angriffe auf die Toleranz. Und gegen Gluten. Es gilt die Unschuldsvermutung (für Gluten natürlich!).
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2021
Vom Burnout direkt ins Boreout und retour!
So ein Burnout muss man sich hart erarbeiten, es steht für Perfektionismus, Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen. „Nur die Harten kommen in den Garten, die Zarten müssen warten.“ (Worauf? Auf den Gärtner?) …So ein Burnout muss man sich hart erarbeiten, es steht für Perfektionismus, Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen. „Nur die Harten kommen in den Garten, die Zarten müssen warten.“ (Worauf? Auf den Gärtner?)Niemand faulenzt sich ins Burnout hinein, oh nein, man hackelt sich depat! Und hackeln ist lässig. Depat sein eher nicht.
Ein Burnout ist also gesellschaftlich durchaus angesehen. Klar ist es tragisch, aber auch irgendwie cool. „Ich hatte ein Burnout“ ruft verständnisvolles Kopfnicken hervor. „Ich hatte einen eigewachsenen Zehennagel“ hingegen verständnisloses Kopfschütteln. Oder ein leises „Wäh!“.
In Zeiten wie diesen (also derzeit, ach ich möchte das C-Wort vermeiden) schlittert man leider nur allzu leicht in ein Burnout. Aus allseits bekannten Gründen. Oder ins Gegenteil des Burnouts, das ebenso tragische und viel zu wenig beachtete Boreout: das Ausgelangweilt-Sein. Chronisch unterfordert zu sein stresst und ist genauso schmerzhaft, wie chronisch überfordert zu sein. Es macht unglücklich, seine Talente und sein Wissen nicht leben zu können. Es macht krank, keiner sinnvollen Tätigkeit nachgehen zu können. Allzu große Langeweile frustriert.
Was tun mit all der Zeit? Einige produzieren selbstgemachte Butter und posten diese stolz auf allen verfügbaren Kanälen dieses Universums, manche veranstalten Rasenmäher-Rennen, einige füllen ihren Hobbykeller randvoll mit Porzellanfröschen, andere wiederum zerren Minderjährige mitten in der Nacht aus ihren Betten und schicken sie nach Georgien. Wenn man zu viel Zeit hat, kommt man schnell einmal auf seltsame Gedanken! Ich wünsche uns allen ein gesundes Mittelmaß, mehr Sinn und weniger Porzellanfrösche und vor allem ganz wenige bis gar keine eingewachsenen Zehennägel. Passen Sie auf sich auf!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Feburar 2021
Freitag Abend – heute keine Ereignisse mehr
Das zeigt mir mein Handy freundlicherweise an.
Nadja, will es mir sagen, heut passiert nix mehr. Noch 84% Akku, aber ... Das zeigt mir mein Handy freundlicherweise an.
Nadja, will es mir sagen, heut passiert nix mehr. Noch 84% Akku, aber dieser Abend wird trotzdem ereignislos.
Morgen auch. Und so weiter. Kein Auftritt, kein Konzert, kein Festl, kein Ereignis. Positiv denken! Immer noch bzw. immer wieder. Ich suche Trost im Internet und finde ihn: es gibt eine gesunde Alternative zu Nutella: vegane Schokocreme ohne Palmöl. Fitnessgerecht, lese ich da. Und nachhaltiger. Ich freue mich kurz. Dann fällt mir wieder mein ereignisloser Abend ein. Ich öffne den Kühlschrank und finde darin nichts, was auch nur in die Nähe von „fitnessgerecht“ käme. Ich schließe den Kühlschrank wieder.
Ich überlege, ob ich über ein paar Affirmationen meditieren sollte: „Ich liebe mich so, wie ich bin“ oder „Ich mache aus jedem Tag einen schönen Tag“ oder „Ich schwimme in Geld“ Aber ich bemerke, dass mir alles davon komplett am Allerwertesten vorbeigeht. Es gibt nur eine Sache, die ich mir von ganzem Herzen wünsche: eine fitnessgerechte Schokocreme. Ich esse ein Stück Schokolade. Die Enttäuschung ist kaum zu ertragen, denn es ist ein Stück und keine Creme und ich ringe um Contenance. Lösungsorientiert wie ich nun mal bin, überlege ich, ob ich es schmelzen könnte, im Wasserbad vielleicht.
Doch der enorme organisatorische Aufwand entmutigt mich und ich lasse die Idee wieder fallen. Ich schaue in den Spiegel und versuche mich erneut an einer Affirmation: „Ich habe endgültig aufgehört zu rauchen.“ Doch die Sache hat einen Haken: ich rauche gar nicht. Ich überlege, ob ich anfangen soll. Ich denke plötzlich wieder an die Schokocreme. Und jetzt wollt ich Sie fragen: dürft ich Sie bitte nächsten Freitagabend anrufen? Und wären Sie dann so freundlich, mich vor mir selber zu retten?
Danke!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2021
Neues Jahr – neues … Unglück?!
2020 in 3 Phasen:
1) Juhu neues Jahr!
2) What the fuck is Corona?
3) Homeoffice, Homeschooling, Homenetflixing, Homeschokoladefressing.
Und jetzt ... 2020 in 3 Phasen:
1) Juhu neues Jahr!
2) What the fuck is Corona?
3) Homeoffice, Homeschooling, Homenetflixing, Homeschokoladefressing.
Und jetzt … liegt sehr viel Erwartungsdruck auf den Schultern von 2021. Wir erhoffen uns Verbesserung, Transformation und minus 5 Quarantänekilos im Schlaf. In der Neujahrs-Nacht soll sich die Krise mit Sack und Pack schleichen, bitte bei der Hintertür raus und auf Nie-Mehr-Wiedersehen.
2021 – in you we trust! Vertrauen ist das Stichwort der Stunde. Vertrauen in Medien, Politik, Mitmenschen, Impfstoffe, ins neue Jahr und in die magische Wirkung von Intervallfasten. Apropos Obst: Hätte Schneewittchen den vergifteten Apfel bloß nicht vertrauensvoll angenommen, dann wäre sie sicher noch am Leben (mit eigenem Onlinebusiness für Beauty-Produkte und happy Kommune mit dem Prinzen, den 7 Zwergen und der bösen Königin, die aber inzwischen uralt ist und von kompetenten aber dennoch unterbezahlten Pflegerinnen aus Osteuropa … doch das ist eine andere Geschichte.)
Aber ohne Vertrauen geht´s ja auch nicht. Können wir dem Universum vertrauen? Ja, denn 2021 stehen kraftvolle Planeten im 5. Haus (… außer Haus geht ja nicht, wegen der Ausgangssperre. Die gilt auch für Himmelskörper, keine Ausnahmen.) Können wir aufeinander vertrauen? Die Antwort ist ein klares Jein. Aber gegenseitige Beschuldigungen bewirken nur Spaltung. Krisen verführen zu rückwärtsgerichteten Lösungsvorschlägen. Deshalb: bei Wut immer erst mal tief durchatmen, einmal drüber schlafen und dann erst reagieren, mit klarem Kopf und voller Kraft VORAUS, nicht zurück.
Ich halte es mit Marian Keyes: “What doesn´t kill us makes us funnier.” Ich vertraue auf uns. Möge uns 2021 vermehrt Schönes und Netflix endlich die neuen Staffeln aller Lieblingsserien bringen.
Cheers!!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2020
Home sweet Home(office)
Lockdown 2.
Naja, das Beste daraus machen, lautet das Motto. Auf Facebook fällt mir ein buntes Icon mit 6 Strategien auf, wie wir ... uns in dieser Krise seelisch schützen können. Mal sehen, ob ich die einzelnen Punkte wirklich kapiert habe. (Ich denke schon!)
Punkt 1: „Akzeptieren, was man nicht ändern kann“ – Kann ich schon mal nicht. Sicher nicht. Aber ich könnte ja versuchen zu akzeptieren, dass ich eben nicht akzeptieren kann, dass ich diesen Sch...s nicht ändern kann. Check!
Weiter geht´s mit Punkt 2: „Normalität und Routine schaffen“- Meine heißgeliebte normale Routine bestand aus a) zum Theater fahren b) Technik-Check c) Schminken d) Auftreten e) nach Hause fahren. Meine „neue“ Routine besteht aus a) zum Supermarkt fahren b) Lebensmittel-Check c) Abschminken (nämlich mir meine Zukunft) d) Antreten (zur Supermarktkassa) e) nach Hause fahren. Punkt e) ist gleichgeblieben. Immerhin.
Weiter mit Strategie 3: „Dosierte Fakten statt Informationsflut“ - Stichwort „Digital Detox“. Ok! Fernseher und Computer aus und stattdessen ... ähm ... shoppen gehen. Aber wohin? Ist ja alles zu. Na gut, dann eben spazieren gehen. (Und danach als Belohnung „Shopping Queen“ schauen. Digital + Shopping = zwei Fliegen auf einen Schlag!) Erledigt.
Punkt 4: „Bewusst Auszeiten schaffen“ – naja, also von bewusst kann bei dieser „Auszeit“ keine Rede sein.
Weiter zu Punkt 5: „Andere unterstützen und ihnen helfen“ – dieser Tage hätte ich bei einem Kabarett-Benefiz mitspielen sollen (so können wir KünstlerInnen effektiv helfen). Es kommen bessere Zeiten und weitere Benefize!
Schließlich Punkt 6: „Kontakte und Nähe kreativ und herzlich pflegen“ – nun, ich hoffe, das gelingt mir mit dieser Kolumne! Danke für Ihre wertvolle Aufmerksamkeit, mögen Ihnen diese 6 Punkte (mehr als mir) helfen!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, November 2020
Mein Wien, das ist …
... ein grantiger Wiener Kaffeehaus-Kellner, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob er Bestellungen überhaupt aufnimmt, der ... einem dann aber den besten Kaffee der Welt und himmlisch-buttrige Croissants auf den hübschen Kaffeehaustisch knallt
... ein persicher Taxifahrer, der mir, während er für Wechselgeld in seiner Geldtasche rumkramt, in breitestem Wienerisch mit noch breiterem persichem Akzent erzählt „Isch bin komplett nega, kein Knedl in meine Geldborse“, um mir dann lachend sehr viele Münzen in die Hand zu drücken
... ein Bundespräsident mit seiner „So sind wir nicht“ Erklärung zur Ibiza-Affäre
... ein Picknick im Volksgarten an einem Sommerabend mit weißem Spritzer und leiwanden Leuten
... eine lebendige Kunstszene, die kritischen Hirne und die humorvollen scharfen Zungen
... eine alte Dame, die sich beim abendlichen Spaziergang mit ihrem eindeutig mehr als übergewichtigen Hunderl plagt, weil das Sackerl für´s Gackerl „zampickt, der Schas!“
... Osama Joda, ein junger Palästinenser, dem die goldene Ehrenmedaille für seine Unterstützung der Polizei in jener Terrornacht verliehen wurde und dessen Familie – welch Ironie des Schicksals – voriges Jahr ein Hauskauf in Welkendorf verunmöglicht wurde mit der bürgermeisterlichen Begründung, dass muslimische und westliche Werte nicht vereinbar wären
... mein entzückender Hausmeister, der im Haus alles zusammensammelt, was nicht mehr gebraucht wird, um es an ärmere Menschen weiterzuschenken
... ein impulsiver „Schleich di, du Oaschloch“ Fenster-Rufer, der uns allen aus der Wiener Seele ruft
... unzählige mutige Wienerinnen und Wiener, die sich in der Terrornacht gegenseitig Schutz und Trost gespendet haben, voller Mitgefühl und Zusammenhalt, mit einer friedlichen Zukunftsvision im Herzen ...
... DAS ist mein Wien!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Oktober 2020
Bashing me softly!
Nadja Maleh über Be- und Verurteilungen.
„Bashing“ ist laut Wikipedia ein harter, unbegründeter, nachteiliger Angriff auf eine Person, eine Gruppe oder ein Subjekt. Nicht zu verwechseln mit „Pashing“, das bedeutet übersetzt „leidenschaftlich abknutschen“! ... Ach wenn wir doch öfter von Letzterem lesen würden! So, und was sagt Wikipedia über „Kritik“? „Die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben“. BE-urteilung, nicht VER-urteilung. Könnte man daraus also schließen, dass eine negative Kritik automatisch ein Bashing ist? Wenn man bei den Tatsachen bleibt: Nein. Denn negative Kritik kann begründet oder unbegründet sein. Aber wenn man in den sozialen Medien unterwegs ist: Ja. Denn dort werden kritische Gedanken gern mal automatisch und unreflektiert als böses Bashing bezeichnet.
Hier ein erfundenes jedoch nicht ganz abwegiges Beispiel: irgendein Koch postet „Ich liebe Paprika!“ und irgendein User kommentiert: „Und Gurken sind dir egal, oder was? He, voll das Gurken-Bashing! Oida.“. Wie man’s macht, macht man’s falsch!
Diese Loose-Loose Situation ist eine Nebenwirkung der sozialen Medien, da gibt es schon eine kolossale Empörungsbereitschaft, die hinter allem einen Angriff wittert, der – obwohl rein subjektiv – als objektiv total gerechtfertigt wahrgenommen wird. Alles Mögliche und Unmögliche wird da als persönliche Provokation empfunden, sogar das Foto eines Koalas. „He, voll der Schmarotzer. Hängt nur faul herum, während sich Bienen fleißig den Arsch abarbeiten. Voll das Bienen-Bashing. Oida“. Es gibt Menschen, die finden in jeder Suppe ein Haar. Weil sie so lange kopfschüttelnd davorsitzen, bis eines hineinfällt. Also erinnern wir uns: Wir haben die Wahl, ob und wie wir bewerten. Vor allem heute, am Wahl-Sonntag. (He, voll das Bashing der restlichen Wochentage. Oida 🙂
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, September 2020
Was reimt sich auf Moria? ...
... nix. Nichts. Man kann sich einfach keinen Reim auf Moria machen und auf das, was dort geschieht. ... Griechenlands größtes Flüchtlingscamp, in dem 12000 Menschen seit geraumer Zeit vor sich hindarben. Unerträglich genug. Dann der Lockdown. Und jetzt ein Großbrand. Was denn noch. Alarmstufe Rot. Rot wie das Herz, das es jetzt endlich zu öffnen gilt. Im Raum steht, geflüchtete Menschen aus Moria nach Österreich zu holen. In der österr. Bevölkerung gäbe es durchaus den Wunsch und großen Willen für eine Aufnahme und menschenwürdige Unterbringung einer gewissen Anzahl von Menschen auf der Flucht. Aber seitens der Regierung besteht nichts als eisenharter Widerstand.
Nehmen wir einmal an, es ginge um 100 geflüchtete Kinder, unbegleitet und schutzlos. Folgendes: wenn´s jetzt heißen würde: „Lasst uns 100 giftige Kobras aus Indien aufnehmen“, ja ... da wäre ich dann doch eher skeptisch. Oder „Lasst uns 100 schlechtgelaunte Schwerverbrecher aus Guantanamo Bay aufnehmen“, auch da würde ich auch gern noch mal eine Runde Pro und Contra abwägen wollen, man will ja kein Spielverderber sein. Aber 100 Kinder aus einem menschenunwürdigen brennenden Flüchtlingslager?! Da muss man doch nicht lange nachdenken. Diese Kinder sind unschuldig, so wie alle Kinder. (Ok, außer Kevin von „Kevin allein zu Haus“, der war echt eine Grätzn). Rechtliche Möglichkeiten bestünden, reguläre Asylverfahren wären möglich, alles gesetzeskonform! Aber um das zu googeln, bräuchte man einen Laptop, und den hat nicht jeder. Oder hat vergessen, ob er jemals einen hatte oder ... wie auch immer, es geht hier nicht um Links oder Rechts, es geht hier um Menschenleben. Mir persönlich ist wurscht, welche Partei das möglich macht, Hauptsache es geschieht. Und zwar schnell. Alarmstufe Rot. Roter wird´s nicht.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, August 2020
Gürtel-Frische für die Fische?
Hier einige Wörter, die in dieser Kombination nicht oft vorkommen: Gürtelmittelstreifen und Erholung, Kreuzung und Freizeitgestaltung, Verbindungsstreifen und Tanzimprovisation, Westbahnhof und ... Frische, Felberstraße und Kinderzauberer. So weit so neu. Und das Neue ist ja prinzipiell durchaus zu begrüßen! Schauen wir uns doch mal diesen konkreten Fall an. Es handelt sich um die Gürtelfrische West, ein - laut Website - „Stadtraumprojekt für Menschen“ ( ... für wen denn sonst, Fröschen wird´s wurscht sein und Rehe können sich im 7. Bezirk ohnehin keine Wohnung leisten), ein „stimmiges Gesamtgefüge“ aus Grünraum, Pool, Liegewiese, Gastronomie, Bus-Labor und einer Kultur-Bühne. Dazu habe ich einige unverfängliche Fragen an Sie: Wollten Sie immer schon am Gürtelmittelstreifen in mobilen Möbeln chillen und ein Buch lesen? Hatten Sie den immer wiederkehrenden Traum, im heißesten Monat des Jahres in einem umfunktionierten Bus zu übernachten und „neue Erfahrungen zu machen“? Kam Ihnen, wenn Sie auf einer extrem dicht befahrenen
Verkehrsader mit dem Auto herumkurvten, schon öfter mal der visionäre Gedanke „Mah, jetzt maximal 7 Minuten in einem 33 Quadratmeter großen Pop-Up Pool plus Rollrasen und ein Fruchteis, DAS wär´s!“ Ja? Dann habe ich gute Neuigkeiten für Sie: dreams can come true! Das wird ein schöner August für Sie! Für alle anderen: die „Stadtoase“ steht bereits, man wurde ja nicht gefragt, also was soll´s. Besser nicht darüber nachdenken, wie man das viele Geld sinnvoller investieren könnte, sondern das Beste daraus machen, zum Beispiel ein #dif20 Sommertourbus-Konzert genießen, beim Aquafit 50+ Programm mithüpfen, mit Kindern Luftballons modellieren oder Steppen lernen. Der Eintritt ist frei – die unterschiedlichsten Meinungen zu diesem Projekt auch!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juli 2020
Upskirting und Downsizing
Upskirting ist das heimliche Fotografieren unter den Rock oder in den Ausschnitt einer Frau, und das soll demnächst in Österreich unter Strafe gestellt werden. Hui, ... ich hab überhaupt nicht gewusst, dass es bis jetzt erlaubt war! Upskirt-Bilder oder Videos dienen oft voyeuristischem Interesse, heißt es auf Wikipedia. Oft? Nur oft? Nicht immer? Ähm, welchem Interesse denn sonst? Medizinischem Interesse an der durchschnittlichen Beschaffenheit der G´spaßlaberln von Österreicherinnen? Modischem Interesse am Design heimischer Unterwäschelabels? Ich glaube, wir können uns darauf einigen, dass Upskirting immer voyeuristischem Interesse dient und daher eindeutig unter sexuelle Belästigung fällt. Außer, es geschieht freiwillig. Marylin Monroe posierte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ganz zufällig über dem Windkanal, jeder kennt ihr berühmtes Flying-Skirt Foto. Aber die durchschnittliche Österreicherin von heute steht halt eher selten mit wallendem weißem Rock gutgelaunt über stinkerten Windkanälen herum und wartet auf jemanden, der davon ein bezauberndes Foto macht.
Und ich frage mich, wie man solche heimlichen Schnappschüsse rein technisch überhaupt macht? Montiert man eine kleine Kamera auf der Schuhspitze? Mini Bodendrohnen? Oder kriecht man spontan am Boden herum unter Vortäuschung falscher Tatsachen à la „Ich bin Koleopterologe, gnädige Frau, das Käfersammeln ist meine Leidenschaft! Stop, nicht bewegen, genau unter Ihnen sitzt ein ganz ein seltenes Exemplar!“
Nach zahlreichen Petitionen, Beschwerden und Zwischenfällen wird Upskirting nun endlich strafbar. Bis jetzt galt: Foto machen: wurscht, Foto veröffentlichen: nicht mehr wurscht. Mein Fazit: Upskirting weiblicher Intimzonen korreliert mit Downsizing männlicher Gehirnzonen. Und gehört bestraft. Punkt.
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juni 2020
#unhatehuman
Ich habe dieser Tage bei einer wichtigen Aktion mitgemacht. Der Fotograf Andreas Hochgerner zeigt mit seinem Fotoprojekt #unhatehuman auf, dass Betroffene von Hass im Netz nicht alleine sind. Wörter können ... Waffen sein, und Hass-Kommentare können jeden betreffen, doch laut Studien sind das vor allem öffentliche Personen, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund. Und Donald Trump, aber der ist irgendwie in allem eine eigene Kategorie. Doch nicht mal ihm wünsche ich Hass-Kommentare an den Hals. (... obwohl, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus. Gell, Mister Trump?!)
Bei mir kommt also viel zusammen: öffentliche Person UND Frau UND Migrationshintergrund väterlicherseits. Jackpot! „Trotzdem“ kann ich glücklich verkünden, dass ich so gut wie nie üble Kommentare bekomme!
Meinungsfreiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht, es ist aber leider für einige gleichbedeutend mit ihrem ganz persönlichen Recht auf Herabwürdigung. Doch Hass ist keine Meinung. Und darf nicht akzeptiert werden oder gar zur alltäglichen Norm werden. „Jo, der ... Ding ... der ist hoit a Wappler, loss eam!“ Nein, der Ding muss ins seine Schranken verwiesen werden. Dazu ein schönes Erlebnis: ein paar Fans haben letztens unter einem meiner Facebook-Posts offenbar einen negativen Kommentar (absurde erfundene Unterstellungen) gelesen und diesen Kommentator daraufhin freundlich aber klar in seine Schranken verwiesen. Sie haben mir Rückendeckung gegeben, solidarisch Stellung bezogen, sodass ich mich gar nicht mehr selber rechtfertigen musste. Was für ein Geschenk! Es ist eine hohe Kunst, Hass nicht mit Hass zu kontern. Sondern mit Argumenten, Fakten, Humor, neuen Sichtweisen oder mit Blockieren, Löschen oder einer Anzeige. Und im Notfall tut´s auch mal ein Stinkefinger Emoji! 🙂
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, März 2020
Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt, und das ist ... nichts!
Haben Sie schon mal was vom Dunning-Kruger-Effekt gehört?
Nein? Macht nichts, ist vielleicht auch besser so. Denn er könnte Ihr Weltbild erschüttern. Also, vereinfacht gesagt geht es dabei um eine Studie ... von den Herren Dunning und Kruger, die belegt: je weniger man weiß, desto mehr hat man das Gefühl, dass man total viel weiß! Stichwort Selbstüberschätzung in Kombination mit Inkompetenz. Der Mensch ist offenbar recht unfähig, sich selber objektiv zu beurteilen. Hilfe! Unwissenheit führt oft zu mehr Selbstvertrauen als Wissen. Hilfe! Das wirft ein ganz neues Bild auf Komplimente wie „Wow, du strahlst echt viel Selbstvertrauen aus!“ Ist das etwa ein Code für „Träum weiter, du ahnungsloses Tschopperl!“? Es ist doch so: wenn man depat ist, dann ist man vielleicht auch zu depat, um zu kapieren, dass man depat ist. (Das wäre Fluch und Segen gleichzeitig!) Denn die Fähigkeit, die man benötigt, um Depatheit zu erkennen, ist doch genau die Fähigkeit, die man eben nicht hat, wenn man depat ist. Hilfe, bin ich depat und weiß es nicht? Doch halt! Ich denke, ich bin in Sicherheit, denn ... um ehrlich zu sein weiß ich oft nur allzu genau, dass ich mich grad depat verhalte. Würde das nicht bedeuten, dass ich g´scheit genug bin um zu erkennen, dass ich manchmal auch depat bin? Bin ich g´scheit genug, um depat zu sein? Oder zu depat, um unterscheiden zu können, ob ich depat oder g´scheit bin? Wir werden es nie erfahren.
So, ich werde mich jetzt mal schlau machen über die Herren Dunning und Kruger. Vielleicht haben die ja ihre eigene Studie über Selbstüberschätzung völlig überschätzt. Und dann geh ich shoppen, ich kauf mir eine rosarote Brille! Alles wird gut, das weiß ich (aber vielleicht irre ich mich auch, das wäre depat!).
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Februar 2020
Die Hoffnung stirbt – wenn überhaupt – dann zuletzt!
Wenn man sehr jung ist und ältere Menschen mit Fältchen oder kleinen Wehwehchen sieht, dann denkt man sich: „Bei mir wird das sicher ganz anders!“ Und schwups ist man älter und bekommt Fältchen und kleine Wehwehchen. Wenn man dann älter ist ... und sehr alte Menschen mit Schnecken-Gehtempo und liebenswerten Schrulligkeiten sieht, denkt man sich wieder „Bei mir wird das sicher ganz anders!“ Und schwups ist man alt und bekommt .... Sie ahnen es, das ganze Paket! Gott hat definitiv Humor! Vielleicht ist das eine Art Schutzmechanismus, der unsere natürliche Angst vor dem Älterwerden vernebelt! Dieses heile Phantasiegebilde der rosigen Zukunft lullt uns ein und singt uns sirenengleich das Lied der ewig straffen Haut und des Rückgrats aus Platin. Und wir drehen auf volle Lautstärke und singen mit “Bei mir wird sicher alles anders als bei allen anderen, Trallalalaaa!“. Warum nicht?! Realismus wird überbewertet!
Ja, es gibt sehr unterschiedliche Arten zu altern, aber eines haben alle gemeinsam: man wird älter. Und das ist ja auch gut so. Denn die Alternative ist tot zu sein, und das klingt für mich deutlich weniger attraktiv. Ich freue mich tatsächlich über jeden einzelnen Tag, an dem ich aufwache und Herrin meiner sieben Zwetschgen bin. Nichts ist selbstverständlich, und das Leben schuldet mir nichts. Alles ist ein Geschenk. Gut, manche Geschenke würde ich dem Leben gerne wieder zurückgeben mit der Aufschrift „Empfängerin unbekannt verzogen“, aber es hat sich herausgestellt, dass das Leben immer Kenntnis über meine aktuelle Adresse hat. Die überirdische Post funktioniert – im Gegensatz zur irdischen – immer! Und ganz am Ende, wenn man dann endgültig ins Unbekannte verzogen ist, eben mit Nachsendeauftrag, Aber bis dahin volle Kraft voraus!! und sehr alte Menschen mit Schnecken-Gehtempo und liebenswerten Schrulligkeiten sieht, denkt man sich wieder „Bei mir wird das sicher ganz anders!“ Und schwups ist man alt und bekommt .... Sie ahnen es, das ganze Paket! Gott hat definitiv Humor! Vielleicht ist das eine Art Schutzmechanismus, der unsere natürliche Angst vor dem Älterwerden vernebelt! Dieses heile Phantasiegebilde der rosigen Zukunft lullt uns ein und singt uns sirenengleich das Lied der ewig straffen Haut und des Rückgrats aus Platin. Und wir drehen auf volle Lautstärke und singen mit “Bei mir wird sicher alles anders als bei allen anderen, Trallalalaaa!“. Warum nicht?! Realismus wird überbewertet!
Ja, es gibt sehr unterschiedliche Arten zu altern, aber eines haben alle gemeinsam: man wird älter. Und das ist ja auch gut so. Denn die Alternative ist tot zu sein, und das klingt für mich deutlich weniger attraktiv. Ich freue mich tatsächlich über jeden einzelnen Tag, an dem ich aufwache und Herrin meiner sieben Zwetschgen bin. Nichts ist selbstverständlich, und das Leben schuldet mir nichts. Alles ist ein Geschenk. Gut, manche Geschenke würde ich dem Leben gerne wieder zurückgeben mit der Aufschrift „Empfängerin unbekannt verzogen“, aber es hat sich herausgestellt, dass das Leben immer Kenntnis über meine aktuelle Adresse hat. Die überirdische Post funktioniert – im Gegensatz zur irdischen – immer! Und ganz am Ende, wenn man dann endgültig ins Unbekannte verzogen ist, eben mit Nachsendeauftrag, Aber bis dahin volle Kraft voraus!!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Jänner 2020
Nachsatz zum guten Vorsatz
Fünf Tage sind im neuen Jahr bereits vergangen. 5 Chancen, Ihre neuen guten Vorsätze a) zu erfüllen b) zu vergessen c) zu ignorieren d) zu überdenken e) zu verachten e) zu verfluchen f) anzuzweifeln g) zu ... bereuen h) wegzutrinken i) wegzumeditieren j) wegzulachen.
Ich verstehe den nur allzu menschlichen Wunsch, ein bestimmtes Datum im Kalender möge auf magische Art und Weise die innere Antriebskraft aktivieren und das bisher Unmögliche plötzlich möglich machen. Rituale geben Struktur. Und die Natur lädt uns geradezu ein, das Neue zu wagen! Die Tage werden wieder länger - Aufbruchsstimmung! Und falls wir dann doch an unseren guten Vorsätzen scheitern, na dann haben wir ja ohnehin genug Erklärungen und Ausreden dafür: a) es ist doch noch nicht der richtige Zeitpunkt b) das blöde Wetter ist gerade zu kalt dafür c) der blöde linksdrehende Mondknoten im Saturn, oje das ist jetzt gerade echt ungünstig ... d) naja, die ganzen Flüchtlinge überall e) ich warte noch, bis ... sich irgendwann irgendwas ändert f) die blöde Regierung g) so viele Essenseinladungen, ich kann doch jetzt nicht mit Alkohol aufhören h) im Fernsehen laufen grad so supere Filme, ich hab schauen müssen und hatte deshalb keine Zeit i) neueste wissenschaftliche Ergebnisse beweisen: Sport ist doch extrem ungesund j) neueste wissenschaftliche Ergebnisse beweisen: Zucker ist doch extrem gesund j) ich wurde am 1.1.20 von Aliens entführt und 5 Tage lang - bis gerade eben – in ihrem Raumschiff festgehalten.
Ich glaube an Sie! Sie schaffen das!
Sie wissen, was Ihnen guttut!
Sie wissen genau, was Sie wollen.
Sie spüren sich selber und haben Kontakt zu Ihren authentischen Bedürfnissen. Und wenn doch mal was nicht so gut klappen sollte, dann ... siehe Ausreden oben.
2020 wird IHR Jahr, das spüre ich ganz genau!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Dezember 2019
Komplimente, die daneben gehen
Zuerst denken, dann reden, lautet dieser naseweise Spruch, den man Kindern gern mal um die Ohren haut. Ich würde sagen, der richtigere Adressat dieses Spruchs wäre wohl eher so manch ein Erwachsener. Kinder sind noch klein, die dürfen alles, aber ... welche Erklärung haben Erwachsene für ihre verbalen Fettnäpfchen-Ausrutscher?
Realität ist, dass wir alle quasi gleichzeitig Denken und Sprechen, sonst wäre ein natürlicher Redefluss ja gar nicht möglich! Denkpausen machen Sinn, hin und wieder ein „Ähm“ stört niemanden! Aber manchmal hackt es woanders, nämlich am fehlenden Höflichkeitsfilter! Da bricht die uncharmante Wahrheit durch und man hört sich selber etwas sagen, was einen in der Sekunde vielleicht sogar irritiert, aber es ist dann genau die eine Sekunde zu spät, um es zurückzunehmen. Letztens kam eine nette Dame nach meinem Kabarettauftritt zu mir und meinte begeistert „Ich hatte mir Null erwartet, und Sie haben meine Erwartungen voll erfüllt!“. Ich ging hier von einem seltsam formulierten Kompliment aus! Ein andermal hörte ich „Sie singen sehr gut, Sie sollten überhaupt nur mehr singen!“, „In Echt sind Sie gar nicht so hübsch!“ oder „Machen Sie das beruflich?!“ Aber no problem, ich gehe bei meinem lieben Publikum immer vom Besten aus! Doch es gibt da einen Feedback-Satz, den ich mir beim besten Willen nicht schönreden kann: „Für eine Frau echt lustig!“. Dieser „gutgemeinte“ Satz macht ein Frauen-benachteiligendes Vorurteil sichtbar, und ich finde es wichtig, das auszusprechen und zu erkennen. Denn die diskriminierende Vorannahme ist hier offensichtlich: „Frauen sind nicht lustig. Punkt.“. Darauf möchte ich sagen: „Benachteiligende Vorurteile sind nicht lustig. Punkt.“ Es gilt also: vor Inbetriebnahme des Mundes bitte Gehirn und Herz einschalten!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, November 2019
Wahre Geschichte!
Warum bin ich ein Magnet für absurde Erfahrungen? Also ganz von vorne: ich habe im Oktober ein Firmentraining im Burgenland geleitet. Ich liebe es, Menschen in ihr kreatives Potential hineinzubegleiten! So weit, so gut. In der Pause ... sitzen wir alle draußen im sonnigen Garten des Seminarhotels und trinken Kaffee. Ich will gerade einen Schluck nehmen und plötzlich – Auaa! Wespenstich in meine Zungenspitze. Ist die blöde Wespe, offenbar benebelt von der Herbsthitze, in einem unbemerkten Moment in meine Kaffeetasse getaumelt. Gott sei Dank habe ich das Viech nicht geschluckt, sonst gute Nacht! Ich hatte also großes Glück im Unglück!! Die Zunge schwillt sofort an und schmerzt, ich tu gleich Eis drauf, mir geht´s soweit gut. Der sympathische Notarzt aus dem Ort kommt an und meint tiefenentspannt: „Naja Sie sind zumindest nicht tot.“ Darauf ich: „Nein, außer das hier ist der Himmel und Sie Petrus.“ Dann mit der Rettung ins nächstgelegene Krankenhaus. Ich bekomme eine Histamin-Infusion von einer lieben aber toughen Krankenschwester. Auf meine Frage nach einem Schmerzmittel meint sie mit ungar. Akzent: „Ich hattä große Operation ohne Narkosä, wollen Sie wirklich Schmärzmittel DÄSWÄGÄN??!“ Will ich nicht, will auch tough sein. Ich schleppe mich zur nächsten Busstation. Er kommt, ich steige ein und sehe: der Busfahrer ist Elvis Presley Imitator! Mit Tolle, Koteletten und Sonnenbrille. Er erkennt mich: „Hui, a Berühmtheit foahrt do mit mir!“. Meine geschwollene Zunge macht eine Antwort unmöglich, ich lächle gequält. 2 min. Stille. Dann: „Mir san do!“. Endlich im Zug nach Hause. Die nächsten Tage dann eine riesige Zunge, ich zutzle UND hölzle beim Sprechen!
Die Conclusio: ich bin ein Glückspilz! Und ich weiß jetzt, dass Elvis Presley noch lebt und Busfahrer im Burgenland ist!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Oktober 2019
Schadensmeldung
Ich habe einen Schaden. Das ist jetzt keine große Neuigkeit, meine Freunde würden das achselzuckend bestätigen! Aber was ich hier meine, ist ein Wasserschaden. Meine Duschwanne ist gebrochen. Nein, nicht weil ich ... ein paar Tonnen zugenommen habe und Duschwannen eben nicht für Walrösser konstruiert sind! Sondern weil sie offenbar fehlerhaft gebaut war. Oder weil Dinge einfach kaputt gehen. Jetzt sammelt sich Wasser unter dem Laminatboden im Vorraum, der sich wellt. Im Zuge dieser Erfahrung muss ich bemerken: ich hasse es, wenn Dinge kaputt gehen, das ist lästig, es nervt mich! Dinge haben einfach zu funktionieren. Geht´s Ihnen auch so?
Aber was ist denn das bitte für eine lebensfremde Einstellung? Dinge halten eben eine gewisse Zeit lang, dann werden sie abgenutzt und irgendwann kaputt. Auch Menschen entkommen dem Wandel der Zeit nicht. Spätestens seit meinem 40. Geburtstag sollte mir doch eigentlich glasklar sein, dass NICHTS auf dieser Welt ewig hält. (... außer Madonna. Straff und faltenfrei wie in den 80-er Jahren. Ich muss anerkennend bemerken: ich glaube, die hat eine längere Haltbarkeit als Radioaktivität.) Mir ist also durchaus bewusst, dass alles früher oder später einen Service benötigt. Auch mein Körper braucht hin und wieder eine Wartung oder eine Reparatur! Und dennoch fühle ich mich jedes Mal überrumpelt, wenn es passiert, aus dem geschmeidigen Fluss des Lebens gerissen. Aber manchmal muss etwas Altes kaputt gehen, damit Platz für etwas Neues geschaffen wird. „Im Nachhinein ist man immer gescheiter“, heißt es doch. Vielleicht wird mich meine neue Duschwanne deutlich gescheiter machen als die alte. Und erfolgreicher! Und jünger! So wie Madonna! Juhu, eine magische neue Duschwanne! So betrachtet ist jeder Schaden doch irgendwie auch ein Segen! Oder?
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, September 2019
Wetter ist immer
Wahnsinn, wie heiß der Sommer war, was haben wir geschwitzt und uns nach Abkühlung gesehnt! Jetzt zieht der Herbst ins Land. Na geh, der Sommer ist vorbei und es wird kühler! Jetzt regnet es, dieser blöde ... Regen. Und dieser graue Himmel, wie trostlos. Bald ist Winter, Kälte und Schnee. Dann kommt wieder der Frühling, sicher zu früh oder zu spät oder zu heiß oder zu windig oder ... irgendwas ist immer. Irgendwas macht das Wetter immer falsch, zumindest in den Augen des Wieners. Der Wiener hat recht, das depperte Wetter irrt sich!
Ist es eine generelle Eigenschaft aller Menschen (nicht nur der Wiener!), den Blick auf das zu fokussieren, was nicht passt? Also wenn 96 % passen, dann werden die nicht passenden 4 % lang und breit bejammert. Aber die passenden 96 % werden kaum wahrgenommen, als selbstverständlich angesehen oder als wurscht. Genügt die Erklärung, dass das Hirn evolutionsbedingt darauf programmiert ist, Gefahren aufzuspüren? Den vielzitierten Säbelzahntiger, der sich im Gebüsch versteckt? Für den Steinzeitmenschen mag das eine wichtige Überlebensstrategie gewesen sein, aber gilt das noch für den modernen Menschen von heute? Es geht nicht darum, sich die Realität rosarot zu malen, sondern um das bewusste Wahrnehmen des Schlechten aber eben auch des Guten! Ein Nein zum Schlechten ist o.k., aber ein großes lautes JA zum Guten ist auch ziemlich o.k.!
Schauen Sie sich um, können Sie jetzt in diesem Augenblick einen Säbelzahntiger entdecken? Wenn ja, legen´S bitte um Gottes willen die Zeitung weg und rennen Sie um Ihr Leben! Wenn nein, dann genießen Sie den Moment! Niemand muss wertschätzende Gedanken über einen eingewachsenen Zehennagel haben, aber was ist mit einem leckeren Kaffee oder schöner Musik!? Ich wünsche Ihnen ein gutes säbelzahntigerfreies Leben!!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juli 2019
Augen auf, ihr Smombies!
Wenn die Gazelle in der Serengeti andauernd auf ihr Handy glotzen würde, dann hätte sie kaum eine Chance den Löwen mitzubekommen, der sich langsam von Hinten anschleicht, um sie zu fressen. Außer der Löwe glotzt auch den ganzen Tag auf sein Handy. Dann ... hätte man bald zwei magere Viecher. Zumindest, bis der Akku leer ist.
In Holland gibt es keine instagram-süchtigen Gazellen, die andauernd auf Handy glotzen. Im Grunde genommen gibt es dort gar keine Gazellen, aber darum geht es jetzt nicht. In Holland gibt es einen kleinen Ort namens Bodegravens. Dort wurde 2017 ein Pilotprojekt gestartet: Fußgänger - Bodenampeln. Warum? Weil zu viele Menschen (die sogenannte „Generation Kopf-unten“) im Straßenverkehr runter auf´s Handy schauen anstatt rauf auf die Ampel oder nach links und rechts auf die Fahrzeuge. Was unzählige Notbremsungen und Unfälle zur Folge hatte. Diese smartphoneguckenden Menschen („Smombies“ lautet der Fachausdruck) müssen also vor sich selber geschützt werden. Mit Bodenampeln.
Nach Jahrtausenden der faszinierendsten Entwicklungen und Erfindungen wie den Plattenspieler, das Flugzeug oder mausförmiges Katzen-Zahnpflege-Gummi-Spielzeug sind wir also auf der Evolutionsstufe angelangt, wo vernunftbegabte Lebewesen in Gefahrensituationen knallrot blinkende Warnsignale nicht bemerken, weil sie grad woanders hinschauen, wo sie aber eh den ganzen Tag lang hinschauen.
Ist das nicht absurd? Gut, ich muss an dieser Stelle etwas beichten. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich gebe es zu, dass ich letztens im Gehen während des auf´s Handy-Glotzens am Gehsteig um ein Haar voll in einen Pfosten gelaufen wäre. Ich verstand plötzlich: Ah, daher leitet sich das österreichische Wort „Vollpfosten“ ab. Aber da hätten mir Smombie Bodenampeln auch nicht helfen können!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Juni 2019
Teuflische Autokorrektur
Wenn es den Teufel wirklich gibt, dann steht eines fest: Er hat die Autokorrektur erfunden! Jetzt ist Kommunikation ohnehin schon voller Missverständnisse, aber das hat dem Teufel noch nicht gereicht! Er hat sich gedacht: ... die Menschen streiten noch nicht oft genug, ich erfinde die Autokorrektur, dann haben wir auch noch die Cyberhölle auf Erden!
Autokorrektur ist ja eine Hilfe. Aber weniger für den Menschen, sondern eher für den Herrscher der Finsternis, denn da entstehen Hoppalas ganz nach seinem Geschmack! Hier ein kleiner Erlebnisbericht: Das kleine Wörtchen „zwischenzeitlich“ wurde wohl in einem firmeninternen Mail durch Autokorrektur zu „Zwiebelfleischpenis“. Man kann sich vorstellen, dass das toll ankam beim Chef! „Sg. Herr Müller, könnten Sie bitte Zwiebelfleischpenis Kontakt zu Herrn Huber aufnehmen?!“ Aber so ein kleines Missverständnis läßt sich bestimmt leicht klären, beim nächsten Petting mit dem Herrn Müller! Ähm, Meeting. Meeting natürlich!
Und apropos Romantik: welche Frau würde sich nicht über eine Einladung zu einem Candle Light Döner freuen?!
Auch letztens gelesen: Nach ihrer Hotelzimmerreservierung bekam eine Dame die freundliche Antwort „Sg. Frau Berger, late check in ist bei uns überhaupt kein Problem, und gerne können Sie bis 22:00 Uhr unseren Wellnessbereich putzen!“ Naja, vielleicht ist Frau Berger ja exhibitionistisch veranlagt und möchte ihren Hotelaufenthalt zum Putzen in Stutzen nutzen! (Da riecht man förmlich den Schwefel! Teuflisch guter Plan!)
Und ich sag´s gleich: Ich kann für diese Kolumne keine Verantwortung übernehmen. Meine Katze ist über die Tastatur gelaufen und hat das getippt! Solche Sachen passieren! Ehrlich!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, Mai 2019
Wutbürger, Mutbürger, Hutbürger …
Manchmal bin ich wütend. Richtig wütend. Dann meldet sich sofort mein innerer Zensor und flüstert mir schreiend ins Ohr: „Neeiiin! Du darfst nicht wütend sein! Frauen sind ... weich und lieb und verständnisvoll, Wut macht schiache Falten und ist voll der Abtörner. Du bist doch kein Wutbürger, keine Furie, keine Kratzbürste, keine Giftnudel!“
„Xanthippe war ein böses Weib, der Zank war ihr ein Zeitvertreib“ schreibt Diogenes über Sokrates hitzige Frau.
Zank als Zeitvertreib? Hm, Lesen vielleicht, oder Klöppeln, aber Zank? Hat sich vielleicht mal jemand gefragt, WARUM die Oide so zankfreudig wütend war? Vielleicht hatte sie gute Gründe dafür! (Sokrates herumliegende Socken zum Beispiel. Sein kratziger Anti-Schmuse-Rauschebart. Oder seine ewige Fragerei) Wut hat immer Gründe. Reale oder eingebildete, aber subjektiv empfundene Gründe. Und sie runterzuschlucken ist keine gute Lösung, das macht krank. Passive Aggression lässt grüßen! Aber anderen die eigene Wut umzuhängen ist auch keine Tippi-Toppi-Lösung. Vielleicht darf man sie einfach erleben, sie zulassen und spüren, und dann kann sie gehen. Das erfordert Mut. Dann wird man vom Wutbürger zum Mutbürger und letztendlich zum Gleichmutbürger! (Was nicht mit einer mir-is-ois-wurscht-Haltung zu verwechseln ist!) Und vor solchen ziehe ich meinen Hut, was mich wiederum zur Hutbürgerin macht!
Aber dem Sokrates hat sein grantiges Vollblut (ihr Name leitet sich von xanthós „blond“ und híppos „Pferd“ ab) eh total getaugt! Er stand auf ihr Temperament! Denn er meinte mal, ein rechter Reiter trainiere ja auch nicht auf den allerbravsten, sondern auf schwer zu bändigenden Pferden! In diesem Sinne: Hü Hopp, Vorwärts! Vom Wut-Galopp in den Gleichmut-Trab, dazwischen auch mal eine kleine Schrittpause! enjoy the ride!
Hoppalas im Weltall
Bin ich froh, dass nicht ich als erster Mensch die Mondoberfläche betrat, sondern der liebe Neil Armstrong. Schauen Sie, ich bin Schauspielerin, ich stehe regelmäßig mit viel Text vor vielen Menschen auf der Bühne. Ich verspreche ... mich selten, aber hin und wieder eben doch. Ist unangenehm, aber kein Grund, sich selber auf den Mond zu schießen! who cares! Das verspielt sich in den Weiten des Universums!
Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie sind der erste Mensch am Mond. Die GANZE Welt hört Ihnen zu, wie Sie diesen epochalen Akt kommentieren (mit Worten, die Sie sich vorher natürlich detailgetreu zurechtgelegt haben) und dann, im Augenblick der Wahrheit, versprechen Sie sich. Sie verhaspeln sich. Weil Sie grad ein Kometenbröckerl am Ellbogen gestreift hat. Oder einfach, weil´s oarg is, im All umanandazufloaten. Die Welt hält den Atem an, man wartet auf Ihre grandiosen Worte, und Sie sagen feierlich, „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für den Menschen. Hoppala, die Menschen … Heit … also ähm, die Menschheit, weil quasi alle.“ Und dann versuchen Sie fatalerweise, die Situation etwas aufzulockern: „Was ich damit sagen will, Gravitation is eh leiwand, aber Hallo! Ich leb grad am Mond! Ich am Mond, ihr hinterm Mond. Ha ha! Ich am und ihr hinterm! Ha ha ha!“ Und als ob das nicht genug wäre, legen Sie noch ein Schäuferl drauf und mimen einen kläglichen moonwalk.
Ob man dann wohl auch in allen Geschichtsbüchern stehen würde? Mond hin oder her. Bin ich froh, dass ich nicht der erste Mensch am Mond war. Und überhaupt, ich als lactoseintolerante Vegetarierin hätte die Astronautennahrung ohnehin nicht vertragen. Danke Neil!
Nadja Maleh, Kurier-Kolumne, April 2019
Uhrvertrauen
Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Das wär ja urblöd!
Urvertrauen oder Uhrvertrauen, lassen Sie uns über beides sprechen! Was gibt Ihnen mehr Halt? Ihre Intuition oder ... Ihre Uhr?! Die Uhr sagt: 12:30, Zeit für Futter! Aber der Bauch sagt: Nö, null Hunger. Auf wen hören Sie eher?
Ob wir alle die meiste Zeit auf Autopilot durchs Leben cruisen? Und uns Rhythmen statt vom Inneren (in Form von Intuition, natürlichen dynamischen Bedürfnissen, gefühlten Wahrheiten) eher vom Außen (in Form von Regeln, Medien, schlauen Büchern, kollektiven Glaubenssätzen und eben auch Uhren) vorgeben lassen?
Klar, Regeln zum Zusammenleben braucht es. Aber so viele?
Mit 10 ist es angebracht, die Barbie wegzulegen.
Mit 20 soll man über die Zukunft nachdenken.
Mit 30 ist es höchste Zeit, erwachsen zu sein.
Mit 40 sollte man angekommen sein (Wo? Am Bahnhof des Wissens? An der Bushaltestelle „I kenn mi aus!“?)
Mit 50 sollte man eine midlifecrisis in Betracht ziehen.
Mit 60 sollte man als Frau keine langen Haare mehr haben.
Mit 70 ist der lovetrain längst abgefahren.
Mit 80 kann man nichts mehr Neues lernen … und so weiter und so fort. wtf?
Wir haben so glasklare Vorstellungen davon, wie MAN zu sein hat. Aber wer ist MAN? Hat der oder die ein fb-Profil, wo man mal nachfragen könnte: „Oida, wie lebt MAN eigentlich richtig?!“ So, jetzt mal alle aufzeigen, die sich auch nie als Durchschnitts-MAN empfunden haben! Hui! welcome in the club! Wie wäre es mit ein bisserl Freiraum/Freuraum ohne Uhren, die uns sagen, wofür es gerade Zeit sein sollte!? Vertrauen wir drauf, dass das möglich ist! Alles andere wär doch blöd. Uhrblöd!